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Einleitung
Weisheit der Seele
Weisheit - Übel
Die Tiefe ausloten
Gesund und schön sein
 



Freude am Leben zu haben - dazu ist jeder in der Lage, auch wenn die Dinge mal nicht aufgehen. Selbst sein Leben zu bestimmen, das ist die interessanteste Erfahrung, die wir machen können. Wir brauchen nicht durch das Leben "zappen" wie durch die Fernsehprogramme, wenn die Ansprüche des Berufes und der Geschäfte uns müde machen und auszulaugen drohen. Einen Ausgleich zu finden, der nach allen Seiten hin zufrieden stellt, könnte ein lohnendes Ziel sein.
                       
                               Die Möglichkeit und die Kraft liegt in dir selbst.

Es kommt allein darauf an, die Weisheit zu entdecken, die jeder in sich hat. Aus dem Inneren wächst die Freude, die kein Mensch dem anderen geben kann. Jedes Vergnügen, jedes lustvolle Erlebnis ist nur eine vorübergehende Erscheinung, so mitreißend es ist. Die Freude aus dem Inneren hält an und stärkt die Seele.

   Weisheit und Daseinsfreude ist das Lebensgeheimnis, von dem sich die großen Philosophen leiten ließen. Sie haben etwas wirklich getan, was jeder kann.Nicht weil sie besonders begabt waren, wurden sie  zu Philosophen - einige waren sicher Genies, z.B. Leibniz. Sie haben sich vielmehr auf die Freiheit und Unabhängigkeit ihres Geistes eingelassen, den sie nicht  in höherem Maße besitzen als jeder andere Mensch. Jeder Mensch kann ein Philosoph sein und sein Leben  aus seiner inneren Kraft heraus auf seine eigene, unverwechselbare Weise gestalten.

   Als Kinder sind wir eigentlich alle Philosophen, unsere offizielle Bildung hat uns die Philosophie erst ausgetrieben, meinte Theodor W. Adorno. Wer sich auf Kinder einlässt und ihr Tun und Sprechen aufmerksam beobachtet, spürt ihre Spontaneität und die konfigurative Unmittelbarkeit ihres Denkens. Kinder nauen sich ihre Wirklichkeit auf aus den Bausteinen, die sie im Umgang mit den Dingen und Menschen in sich selbst entwickeln, sie verwerfen, was nicht passt, und beginnen erneut. Beim Erwachsenen kann sich dies fortsetzen, wenn er dafür offen bleibt. Der Weg zur Weisheit in mir selbst wäre dann mit dem Versuch zu vergleichen, die eigene Kindheit wachzurufen. Damit ist weder infantiles Verhalten noch eine naive Betrachtungsweise der Welt gemeint.


Die Einkehr in sich selbst
Weisheit in sich entdecken heißt: bewussten Kontakt zu dem eigenen innovativen Geist zu bekommen, der von Anfang an und immer noch in uns ist. Die Einkehr in sich selbst erschließt Ressourcen, die uns das Leben besser bestehen lassen und uns zugleich fit machen für die Ansprüche des Berufes und für das Miteinander, für die Bewältigung von Konflikten und für das Bestehen des Schicksals.

   Was Kindern noch wie selbstverständlich zugänglich ist, weil sie in ihrem Tun noch mehr den Kontakt zu sich selbst haben, ist in unserer Kultur an den Rand gedrängt. Das Milieu, in dem wir leben und bestehen müssen, kennt nur die rationale Technologie und die objektiv-logischen Setzungen des Verstandes. Wahr ist dort nur, was operationabel ist. Der Mensch selbst kann darin zum Funktionsglied rationaler Systeme werden - und zwar in mehreren und verschiedenen gleichzeitig -, wenn er nicht sein Eigensein behauptet. Das Ich kann zum bloßen Operator der jeweiligen Prozeduren werden, die man kennen muss, um darin zu bestehen. Diese Struktur lässt sich allenthalben in unserer Gesellschaft finden, selbst wo es um den Menschen selbst geht, wie in den Medien, in der Bildungsarbeit oder der Medizin.

   Die Steuerungsmechanismen des Verstandes bilden jedoch nur einen Teilbereich der Seele. In unserem Milieu sind sie jedoch dominant geworden. Sie drängen das Ich zum Maßnehmen an gesellschaftlichen Mustern und zu vorgegebenen Formen der Identitätsbildung (z.B. Starkult). Dahinter verschwindet der Bereich der Seele, in dem der Verstand als Regulations- und Organisationsinstrument selbst seine Wurzel hat. Die Ideen und Intuitionen, die Kreativität und Gestaltungskraft, die Gefühle und Motive des Handelns sind keine Erzeugnisse des Verstandes, sie springen vielmehr spontan ins Bewusstsein, fallen ein, bewegn den Menschen mit unwiderstehlicher Kraft und suchen Ausdruck in eigenen Schöpfungen.

   In jedem Menschen ist eine Dynamik im Spiel, die sich nicht in logische Kategorien einordnen lässt. Wenn man sie irrationale nennt und damit abwertet, beraubt man sich eines wesentlichen Teils der eigenen Seele. Der reine Rationalismus nlendet diese andere Seite aus, weil sie ihn selbst übersteigt. Das Ausgeblendete meldet sich aber selbst zu Wort und stört das Alltagsbewusstsein, soweit wir nicht seinen Ansprüchen folgen. Krankheiten, Ohnmachtsgefühle, Angst, Irritationen sind Symptome dafür, dass die Konstruktionen des Verstandes nicht mehr passen und die inneren Bilder nicht mehr stimmen.

   Wenn das Fließgleichgewicht zwischen mir selbst und meiner Umwelt durcheinander gerät, überfällt mich Unsicherheit oder gar das Chaos. Philosophen und spirituelle Menschen wissen jedoch aus Erfahrunbg: Es kann dir nichts Besseres passieren, als dass du gründlich verstört wirst. Das Chaos ist fruchtbar: In dir selbst tun sich ungeahnte Möglichkeiten auf. Der Geist in dir vermag das Ungereimte zu reimen. Daraus erwachsen Sicherheit und neue Chancen für Leben und Alltag, weil du die eigenen Wurzeln, zumal ihre Beständigkeit und Flexibilität spürst.

Ich kann meinem Leben eine solche Gestalt geben, dass es mit mir selbst übereinstimmt.

Es geht in diesem Prozess jedoch um eine andere geistige Haltung als den rationalen Zugriff, auf den wir uns neuzeitlich eingeschworen haben.


Philosophie als Lebenskunst
Diese andere Ebene der Seele, die den innovativen Geist in jedem Menschen darstellt, sein Leben will und Quelle der Freude ist, nenne ich das Selbst. Es ist eine geistige Kraft. Sie beabsichtigt jedoch kein unbeteiligtes und folgenloses Räsonieren. Im Selbst geht es um die konkreten Menschen und sein Werden, um die einmaligen und unverwechselbaren Lebenskonturen der individuellen Persönlichkeit. Nur im Selbst versteht sich der Mensch als autonome Persönlichkeit, die ihrem Leben Gehalt und Gestalt zu geben vermag. Nicht vorgegebene Normen, Wege und Muster sind seine Sache, vielmehr erkennt er aus sich selbst, was richtig ist (Wahrheit), richtet die Aufmerksamkeit auf das, was für jeden gut ist (Willen), und erprobt, was zur eigenen Lebenswelt passt (Verstand).

   Dazu ist keine akademische Bildung notwendig; sie kann sogar durch schulische Denkmuster die Befangenheit gegenüber dem Selbst verstärken. Die Weisheit des Selbst hat jeder Mensch in sich und vermag sie mit Gewissheit zu erkennen, wenn er in sich einkehrt. Wir müssen nur auf diese innere Weisheit achten.

   Das Denken frei zu machen für die Innovationskraft und Spontaneität des Selbst ist die Sache einer Philosophie, die sich als Lebenskunst versteht. Philosophie war immer schon das Wissen um das Selbst und die Liebe zur Weisheit des Selbst (griechisch: philo-sophia). Ihr Anfang in der Antike war auf die Praxis der Lebensführung bezogen, ihre Verwissenschaftlichung hat nur davon abgelenkt. Die Bildung von abstrakten Theorien war nicht ihr originäres Geschäft. Dass man mit Sinn und Verstand Argumente für das gute Leben zu finden suchte, war gerade im Hinblick auf die konkrete, vernünftig verantwortete Lebenspraxis entscheidend.

   Darum gilt es, zu den Ursprüngen eigenständiger Aktivität vorzustoßen, die wir mit den alten Philosophen gemeinsam haben und als Kinder immer schon hatten. Denn vor und über allen Maximen und Erkenntnissen stand die Einkehr in sich selbst. Der lebendige Geist eines jeden kann das spezifische Wissen eines bestimmten Bereiches auf die ursprünglichen Dimensionen des Denkens übersteigen, wie sie uns in ihren intuitiven Formen als Kinder schon zugänglich waren, aber durch die geschichtlich gewordenen Kategorien und Ansprüche der Fächer und Systeme eingeengt wurden. Das wissenschaftliche Wissen kann sich erweitern auf einen Horizont hin, der sich auf die Einheit des Ganzen hin öffnet. Das Sich-loslassen auf die eigene Seele, in deren Grund zugleich die Möglichkeit des Überschrfeitens bisheriger Denkmuster und Lebensformen liegt, lässt mitten im Alltag die Weisheit gewahr werden, die uns mehr zur Übereinstimmung mit uns selbst zu führen vermag.

   Der Weg dorthin ist die geistige Übung. In ihren Formen liegen zahlreiche Verwandtschaften zu Methoden der Psychotherapie. Die geistigen Übungen waren in der antiken Philosophie und bei frühchristlichen Theologen der Ansatz für das Erlernen der Lebenskunst. Denn "zu handeln lehrt die Philosophie, nicht zu reden" (Lucius Annaeus Seneca). Die Beschäftigung mit dem eigenen Denken und seine Veränderung in der Selbsterkenntnis ist und bleibt der Königsweg der menschlichen Weisheit. Die Ratschläge der Philosophen und spirituellen Meister können bei uns diesen Prozess anstoßen. Ein gründliches philosophisches Wissen über Termini und Werke ist nicht erforderlich. Es geht nur darum, die Umkehr auf die Kraft der Seele in uns wirklich zu vollziehen. Philosophie (=Streben nach Weisheit) leitet nur dazu an.


Die Weisheit der Antike
Zahlreiche Denkweisen und therapeutische Methoden haben ihren ursprünglichen Ort in dem, was antike Philosophie und die Meister der Spiritualität und Mystik erfahren und mit ihre sprachlichen Mitteln formuliert haben. Vor Jahrhunderten sind ihre Ideen jedoch im Karst der Geschichte verschwunden, da such auch die philosophie in ihren Schulformen den allgemeinen gesellschaftlichen und politischen Mustern angeglichen hat. Nur bei einzelnen Philosophen und Dichtern tauchen sie wieder auf. Der Überlegenheitsdünkel der Moderne gegenüber antiker Philosophie versperrte den Zugang zu bewährten Einsichten. Gemeinsamkeiten mit Religion und antiker Weisheit zuzugeben, erscheint vielen sogar als Peinlichkeit. Wenn solche Ideen heute in differenzierter Form wieder erscheinen, ohne dass sie durch historische Forschung für die Therapie neu angeeignet wurden und ihre Verwandtschaft mit alter Weisheit unausgedrückt bleibt, ist dies nicht nur ein Beleg für ihre Tragfähigkeit, sondern spricht auch für die Durchsetzungskraft des Geistes in der Geschichte, der sich auch durch den größten Unsinn letztlich nicht kleinkriegen lässt.

   Das Übungsprogramm greift daher auf die Weisheit großer Philosophen der Antike zurück - von den Vorsokratikern über Sokrates, Platon, Aristoteles, die Stoa, Epikur, den Mittel- und Neuplatonismus, die Wüstenväter bis zu Augustinus und andere mehr - und will dazu anleiten, in uns selbst die Kraft der Seele zu finden und die eigenen geistigen Ressourcen zu entdecken. Es gibt in der Tradition der Menschheit philosophische und mystische Leitideen, an denen viele Menschen wachsen und Kräfte für den Alltag entwickeln - weil sie solches auch in sich selbst zu entdecken gelernt haben.

   Es geht in diesem Programm nicht um wissenschaftliche Klärung von philosophischen Texten und ihre systematische Würdigung, ihre Aussagen werden sogar ein gutes Stück weit unbefangen und direkt genommen. Der Zugang zu ihrer Wahrheit fällt uns heute schwer, weil wir in unserer geistigen Ausrichtung ihren Ansatz aus dem Blick verloren haben. Als unwahr erwiesen hat er sich nie, unzureichende Interpretationen verstellten nur eine kontinuierliche Weiterentwicklung.

   Ihre damalige Absicht bleibt heute die gleiche, ja hat noch größeres Gewicht bekommen. Die Ideen der philosophischen Weisheitslehrer zielen nicht auf den Aufbau eines theoretischen Lehrgbäudes, vielmehr leiten sie zum Aufmerksamwerden auf die Kraft der Seele in mir an. Ihre Ideen sind Anstöße zur persönlichen Selbstorganisation. Sie sind heute nicht nur nicht überholt, sondern haben an Dringlichkeit hinzugewonnen. Es geht nicht darum, ihre Lehren zu befolgen, sondern sich selbst auf den innovativen Geist in uns zu beziehen und seine Kraft für den Alltag zu nutzen. In ihren Worten geben sie nur kund, was ihnen selbst wichtig geworden ist, und teilen es mit, um andere anzuregen, es ihnen auf ihre je eigene Weise gleich zu tun. Die Homepage will darum keine Lehren verbreiten, keine Theorien aufstellen, keine Strategien entwerfen. Damit würde sie sogar die Sache im Kern verfehlen. Das Übungsprogramm erfüllt sich erst in der eigenen Lebenskunst seiner Leser.


Idee des Üb
ungsprogramms
Vieles weiß Ihr Inneres längst, und Sie haben es auch gespürt, sic h vielleicht auch davon anregen lassen oder es wieder als uneinlösbaren Gedanken verworfen. Die Beschäftigung mit diesem Programm kann dies und manches andere ins Bewusstsein bringen und Mut zur Praxis machen. Das Programm studieren heißt eigentlich: Lass Dich auf Dich selbst ein! Zum Lesen der einzelnen Themen sollten Sie sich deshalb Zeit nehmen und mit einer gewissen Sammlung daran gehen. Meditative Musik kann dabei helfen. Und wenn Sie mittendrin auf einmal entdecken, dass Sie in einen Tagtraum gefallen sind, dann sind Sie bereits auf dem richtigen Weg.

   Ich nenne die Homepage ein Übungsprogramm. Diese Bezeichnung bezieht sich auf alle Teile, auch auf den größeren ersten Teil der einzelnen Themen. Die Gedankengänge sind primär nicht argumentativ angelegt, auch wenn sie sie daher kommen. Ihre Überzeugungskraft erweist sich nicht durch den Aufweis von Gründen und logischen Zusammenhängen, sondern allein im Anwachsen der Fähigkeit der Leser, zu sich selbst Kontakt gewinnen und die inneren Ressourcen für den Alltag nutzen zu können. Das Lesen Selbst ist eine Übung, insofern es um die Überwindung enger Denkmuster und das Entdecken der eigenen Möglichkeiten geht. Mit diesem Programm können Sie lernen,
- Ihre eigenen Ressourcen zu entdecken,
- sich mit der Weisheit großer Philosophen zu bereichern,
- Ihre eigene Weisheit für den Alltag zu nutzen.

  Solches Denken kann nicht gezielt hergestellt, sondern muss eingeübt werden. Der lange Atem und die Geduld mit sich selbst sind wesentliche Züge einer Denkhaltung, die gerade an den Verstörungen der eigenen Muster wächst. Ihren Tritt kennt der spanische Lyriker Antonio Machado (1875-1939):

                                              "Wanderer, es gibt keinen Weg.
                                                Der Weg entsteht im Gehen."

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