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Einleitung
Weisheit der Seele
Weisheit - Übel
Die Tiefe ausloten
Gesund und schön sein
 



Nachdenken ______________________________________________________________

„Geh nicht nach draußen, kehr in dich selbst ein; im inneren Menschen wohnt die Wahrheit." (1) Eine solche Aufforderung erinnert an etwas, was uns aus dem Blick geraten ist, aber eine noch unbestimmte Ahnung anspricht, der Raum gegeben werden sollte.

   Wir haben offenbar einen Lebensstil aufgebaut, der mit dem Anspruch des Fortschritts daherkommt, aber am Ende innere Leere hervorbringt. Viele Menschen finden keine Antwort auf die bewegende Frage: Wer bin ich? Die übliche Antwort, die in der Wertschätzung von Arbeit und Beruf, am Kriterium von Leistung und Anerkennung, von Besitz und gesellschaftlicher Stellung gesucht wird, scheint nicht hinzureichen. Die Verkoppelung von Erwerbsarbeit mit der persönlichen Anerkennung ruft einerseits Zwänge hervor, die sich bis in die Grundfrage hin auswirken, andererseits verschließt sie dem Denken den Zugang zu anderen Lebensformen. Im Gegenzug vollzieht sich eine Wendung zum Innerlichen, zur Spiritualität, zum Mystischen, weil der Mensch vom Materiellen allein nicht leben kann. Meditation wird zum Zauberwort.

   Beim Wort „Meditation“ denken die meisten an östliche Lebensformen und Praktiken der geistigen Erneuerung. Hinduistische und zen-buddhistische Traditionen üben eine starke Anziehungskraft aus, verstärkt durch die Medien und esoterischen Bewegungen. Für viele werden Kurse in den unterschiedlichen Praktiken der Lebenserneuerung und Vervollkommnung, für die sie große Summen hinlegen, zum notwendigen Lebenselixier, das man sich geben muss, um in unserer angestrengten Lebenswelt zu überleben. Das ist ein Signal, das zu denken geben sollte und ein klares Indiz dafür, dass unsere westliche Zivilisation bestimmte Ebenen des Denkens ausgeblendet hat, und die westlichen Ansätze des Meditierens völlig aus dem Blick geraten sind. Das Zitat aus der Schrift „Über die wahre Religion“ des Kirchenvaters Aurelius Augustinus deutet zumindest an, dass dies einmal anders war.

 
1. Der Wunsch, ganz bei sich selbst zu sein - Gefahren und Irrwege

Auf dem Hintergrund der Orientierungsprobleme unserer Gesellschaft ist es verständlich, dass viele Menschen Wege und Kurse, Techniken und Methoden suchen, die sie zum eigenen Selbst führen und diese Erwartung auf östliche Meditationsformen richten. Gerade weil sich die Angebote an Spiritualität, Esoterik, Selbsterfahrung, Meditation u.a. als Heilmittel eines breiten Interesses erfreuen, muss kritisch nachgedacht werden. 

 
Meditation als Technik des Rückzugs von der Realität?

Man kann beobachten, dass Techniken der Selbsterfahrung und Meditation häufig eingesetzt werden, um im Abtauchen in die tiefen Seelenschichten den alltäglichen Spannungen zu entfliehen. Man erhofft sich „dabei nicht nur die Lösung von aktuellen Problemen und Konflikten, sondern auch die Erlösung von den Widersprüchen in der Welt im Allgemeinen“. (2) Die Sorge um das wahre Selbst, das der Sehnsucht nach der heilen Welt Genüge tut, hat nämlich einen Gegeneffekt. Wo sie zur einzigen Denkform wird, baut sich eine abgetrennte Innenwelt auf, in der bereits der normale Alltagskonflikt als Selbstentfremdung empfunden wird. Die Sensibilität für Spannungen wächst derart an, dass man es entweder nicht mehr in dieser Welt aushält und immer mehr in die exklusive Innenwelt fliehen muss oder eine immense Aggressivität entwickelt, die nur der Behauptung der inneren Gefühlswelt gegen die böse wahre Welt dient. Man kann in die Meditation fliehen, weil man es mit sich selbst und der Welt nicht mehr aushält. Die Vorstellung des wahren Selbst, das mit sich selbst vollständig übereinstimmt, konfliktfrei und selbstzufrieden wird, „schafft damit erst jene Probleme und Entfremdungen, gegen die sie selbst vorzugehen behauptet“. (3) Psychotherapeuten nennen das Problem „Utopie-Syndrom“. (4)

 
Mystifizierung des Selbst

Die Mystifizierung des Selbst kann zum Realitätsverlust entarten, wenn die Innerlichkeit die sinnliche Wahrnehmung und bewußte Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit ersetzt. Das Selbst kann den Rang einer der Realität enthobenen Göttlichkeit annehmen und der Welt die Qualität des Teuflischen zuweisen, von dem man sich nur abwenden kann, um in der Innerlichkeit des autonomen und göttlichen Selbst durch entsprechende Imaginationen eine weltfremde Utopie aufzubauen. Das Christentum hat sich immer schon gegen diese Verkehrung des Geistes gewandt.

   Die Wendung zum inneren Selbst spricht ein grundlegendes Bedürfnis an, das uns über die chaotischen Erfahrungen des Alltags hinüberführt (transzendiert). Wir sehnen uns nach Harmonie, Einheit und Vereinigung der Gegensätze. Die Frage besteht darin, ob es um eine Einheit geht, die den symbiotischen Bedürfnissen des Kindes entgegenkommt, oder um eine Einheit, die die Gegensätze nicht ignoriert, sondern als solche so zu einer dynamischen Einheit integriert, dass sie für das eigene Selbst und das Handeln in den Weltbezügen kreativ werden können. Probleme, Spannungen und Konflikte nur durch die Brille der eigenen emotionalen Bedürftigkeit wahrzunehmen und lediglich den eigenen emotionalen Ausgleich im „wahren“ Selbst zu suchen, ist eine Form des Selbstbetrugs oder des Rückfalls in kindliche Symbioseformen, die das Erwachsenwerden hindern. Bei Erwachsenen dient die Neigung, nur sich selbst ein wohliges Gefühl zu besorgen, lediglich der Erhaltung der Allmacht eines fiktiven Selbst. Man meidet Spannungen und Konflikte, um das Gefühl der Identität aufrechterhalten zu können.

   Solcher Narzissmus, der die Stärke des Selbst allein in sich selbst erzeugen will, zerstört gerade das Individuum. Es fallen die Möglichkeiten aus, die das Selbst gerade in der Beziehung zum anderen entfaltet. Individuelle Unterschiede werden ignoriert, der andere nicht als anderer anerkannt, sondern nur in der Hinsicht, wie er der eigenen emotionalen Lage behagt. Der andere wird nicht nur überflüssig, sondern sogar ein böser Störenfried, von dem man sich nötigenfalls trennt, weil er nicht mehr dem entspricht, was das fiktive Selbst braucht. Hinzu kommt, daß die Suche nach dem wahren Selbst nur zur Enttäuschung führt, da „das Selbst, transzendent, leer, omnipotent, frei auf seine Weise, in der Phantasie jeder ist und in der Realität niemand“. (5) Kurz: Der Bezug auf das Selbst schafft einen neuen Spielraum. Aber der reine Selbstbezug führt ins Nichts.


Missverständnis von Meditation und Kontemplation

Der Aufweis konkreter Probleme bedeutet noch keine Verwerfung von Meditation und Kontemplation, sondern stellt sich der Erfahrung, dass alles und jedes missverstanden werden kann. Es ist bemerkenswert, dass die gegenwärtige Kritik an den Praktiken der Selbsterfahrung und Meditation auf Zusammenhänge aufmerksam macht, die bereits dem Meister der Kontemplation im Mittelalter, Meister Eckhart, bewusst waren. Eckhart arbeitete die Probleme in der Predigt „Christus bei Maria und Martha“ (6) heraus. Diese biblische Erzählung (Lk 10, 38-42) gilt seit langem als Leitfaden für die Bewertung des tätigen und beschaulichen Lebens. Anlass der Reflexion Eckharts ist die Gestalt der sitzenden Maria. Er markiert folgende Gefahren, um die jeder Meditierende wissen sollte.

- Man neigt dazu, das Erlebnis des Wohlgefühls festhalten zu wollen, um immerwährenden Trost und Sicherheit zu haben. „Wir hegen den Verdacht, dass die liebe Maria irgendwie mehr um des wohligen Gefühls als um des geistigen Gewinnes willen dagesessen habe... Martha fürchtete, daß Maria in diesem Wohlgefühl stecken bliebe und nicht weiter käme“. Das mystische Erleben ist aber kein Besitz, auch keine Lebenstechnik, die von selbst alle Konflikte verschwinden lässt. Selbst die höchsten Erfahrungen des Einssein erreicht der Mensch nur leise und nur für einen „vollen Herzschlag“, wie Augustinus berichtet. (7) Das Erlebnis ist nur dann hilfreich, wenn es einen neuen Horizont oder Rahmen auftut für die Bewältigung der Alltagsaufgaben. Die Meditation findet ihre Bewährung erst im Alltag.

- Ausgiebiges Meditieren könnte dazu führen, dass die Wirklichkeit an einem abläuft; man ist von nichts mehr betroffen. In der Einheit des Selbst und mit Gott könnte es geschehen, dass „man unberührbar sei für Freude und Leid“. Meister Eckhart unterscheidet an der Seele, die er als Einheit sieht, zwei Dimensionen (8): Mit den obersten Kräften berührt sie Gott und die Ewigkeit, mit den niederen Kräften die Zeit; sie ist dadurch den Dingen und ihrem Wandel verhaftet. Da die beiden Dimensionen im Menschen eine Einheit bilden, kann die spirituelle Erfahrung nicht abgetrennt werden. Die mystische Schau ist vielmehr ausgerichtet auf die Besserung des Alltagslebens und die Steigerung der geistigen Kräfte für die Lebensgestaltung. Unberührbarkeit gibt es nur in der Einheit mit Gott. Die Verbindung zum Alltag besteht darin, dass ich mich auf Grund der Verankerung in der Tiefe der Seele und in Gott den Konflikten stellen und in der Gelassenheit der Kontemplation den alltäglichen Aufgaben neue Seiten abgewinnen kann. Dadurch verändert sich auch die Realität, weil sie in einem neuen Denkrahmen steht.

- Spiritualität heißt Wachsein mit allen Sinnen. So wichtig die Geistigkeit ist, so sehr gehört die Einheit von Seele und Leib zum Menschsein. Es geht nicht um Stilisierung des Inneren, sondern darum, in der Wechselbeziehung von Innen und Außen für die Übereinstimmung von Einsicht, sinnlicher Erfahrung und Handeln zu sorgen. Auf Grund des Eingebundenseins in die Existenzbedingungen ist die Kontemplation gerade auf die kreative Arbeit an der Welt des Alltags ausgerichtet.

- Zur Meditation gehört Muße, d.h. die Unterbrechung der Geschäftigkeit und der kleinlichen Besorgtheit um die Dinge des Berufes und des Alltagslebens. Es geht aber nicht um die Ruhe als solche, sondern um die innere Freiheit. Indem ich in der Meditation einen neuen Horizont gewinne, kann ich die Dinge des Alltags anders betrachten. Die Gefahr ist groß, in der Meditation die Dinge laufen zu lassen in dem vermeintlichen Gefühl, man habe nichts mehr damit zu tun. Meditation schafft die Voraussetzungen dafür, daß in der Hingabe an Gott seine Liebe von sich aus wirksam werden kann. Die Gemeinschaft mit Gott wird vielmehr erst im besonnenen, aufmerksamen Handeln im Alltag fruchtbar.

   Die Auseinandersetzung mit den Missverständnissen macht nochmals deutlich: Beide Pole gehören zum Menschsein, das bewußte, rationale und aktive Leben im Alltag und die Ebene des Meditativen. Die Kraft zur Veränderung des Alltags kommt freilich nur aus den Übungen der Meditation. Deshalb muss ich ihr Raum geben. Aber das längere Verweilen in der Meditation führt zur Entfremdung von der Realität.

   Statt der Extreme, Außenlenkung und Mystifizierung des Selbst, ist ein Konzept verlangt, in dem die Ansprüche des Objektiven und Subjektiven, des Innen und Außen in ein solcherart ausgewogenes Verhältnis zueinander kommen, dass sich unser Spielraum erweitert. Meditation kann nur dann eine wichtige Lebensstrategie werden, wenn ihre Bedeutung im Kontext des Ganzen wahrgenommen wird. Bevor wir nach den konkreten Möglichkeiten von Meditation fragen, soll zunächst ein solches Konzept kurz entworfen werden. Die folgende Darstellung erläutert zugleich die Grundkoordinaten und Begriffe, in denen sich der Reflexionsraum des ganzen Buches bewegt. Sie stellt insofern die Mitte des Buches dar, in dem die einzelnen Themen ihren Gravitationspunkt haben.

 
2. Die Räume von Ich und Selbst als Lebenshorizont

Leben entfaltet sich in der Dynamik von Wechselbeziehungen. Nicht vorgegebene Strukturen einer Anlage, sondern ein Netzwerk von Interaktionen konstituiert und spezifiziert die Entfaltung  einer bestimmten Lebensform in den alltäglichen Abläufen. Dabei geht es immer um Aufbau und Erhaltung einer Ganzheit. Da ein Lebewesen sich in unzähligen Interaktionen entwickelt, könnte das Netzwerk in eine unübersehbare Anzahl von Korrelationen ausdifferenziert werden.

1.   Menschliches Leben manifestiert sich darin, dass der Mensch als wesentliche Bezugsgröße Geist, Bewusstsein hat; die Fähigkeit zur sprachlichen Koppelung mit anderen ist das hervorstechende Merkmal. Die Sprache ist es, in der ein Ich entsteht als eine einmalige soziale Gestalt. Es ist ein gewaltiger Sprung in der Entwicklung, wenn ein Kind zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr zum ersten Mal „ich“ sagt. Wenn die Eltern es nicht unmittelbar wahrnehmen, spüren sie es durch das Verhalten des Kindes, das alsbald seinen eigenen Willen behauptet. In den andauernden Interaktionen baut sich das Ich durch Unterscheidung auf. Unterschiede zu machen, ist der Grundvorgang des Denkens; etwas ist eine Information, insofern es einen Unterschied macht, der anderes davon unterscheidet (Gregory Bateson). Eine Sache wird als solche bestimmt, indem sie von anderen unterschieden wird.

   Das Ich artikuliert sich, indem es zwei Operationen dialektisch miteinander verknüpft: Es wahrt einerseits seine Kohärenz durch Unterscheidungen, es paßt sich andererseits in den Fluktuationen, die sein Milieu ausmachen, durch ständige Koppelungen an die Lebensprozesse an. Das Ich muß also in Kontakt bleiben zu den biologischen und sozialen Feldern, in denen es sich bewegt, und zugleich innere Regelmäßigkeiten erzeugen, die seine Identität als Ganzheit ausmachen und erhalten. Das Ich ist die Fähigkeit zu bewußter Steuerung in uns, die es ermöglicht, in den verschiedenen Interaktionen das Gleichgewicht zu wahren. Seine Instrumente sind die Denkmuster, die wir entwickeln, um die Steuerung in den Interaktionen aufrecht zu erhalten. Sie bauen sich im Laufe der Lerngeschichte in den rekursiven Interaktionen auf und verstärken sich. Die Vorstellungen, Bilder, Denkoperationen und das Wissen, das wir entwickeln, brauchen wir, um uns in den zahlreichen Lebensbereichen zurechtzufinden.

2. Vom Ich unterscheiden lassen sich die Interaktionsbereiche, in denen sich menschliches Leben abspielt. Ein primärer Interaktionsbereich ist die Beziehung zum Leib. Die Achtsamkeit auf den Leib und seine Dynamik ist nicht nur für den Lebenserhalt, sondern auch für das körperliche Wohlbefinden notwendig. Da der Leib zudem mit anderen Bereichen eng gekoppelt ist, hat die Sorge für das leibliche Wohl eine darüber hinausreichende Bedeutung. Der Leib ist ein wesentlicher Teil des Ganzen, seine Organisation ist Ausdruck der Lebensdynamik und eröffnet zahlreiche Möglichkeiten bewußter Lebensgestaltung, vom Sport über die Kosmetik bis zur Meditation, die leibhaft erlebt wird. Eine bewusste Beziehung zum Leib zu haben und die Vorgänge bewusst zu steuern, setzt Wissen voraus. Vieles läßt sich auf dieser Ebene regulieren. Darin artikuliert sich das Ich.

   Diesem Lebensbereich lassen sich unzählige weitere anfügen, in denen sich das Ich bewegen muss bzw. auf die hin es seinen Interaktionsradius ausdehnen kann: die Beziehung zu einem mir nahestehenden Du, die Beziehung zu Gruppen und Institutionen, zu einer Gesellschaft und ihrer Kultur, zur Menschheit, zum Kosmos, zum Unendlichen, das nicht mehr in Begriffen gefasst werden kann. Die Bezeichnungen der Bezüge sind bewusst allgemein halten; sie wollen nur Räume und Beziehungen benennen, die jeder Leser mit anderen Begriffen belegen kann. In alldem gilt es, Wissen zu erwerben und sich durch klare kognitive Denkoperationen zu bewegen. Es ist Sache des Ich, die Wechselbeziehungen in angemessener Weise auszubauen. In diesen Wechselbeziehungen liegen unerschöpfliche Räume für die Entfaltung der Kräfte und Begabungen, die in jedem stecken. Sofern sich das Ich im Gleichgewicht fühlt, fühlen wir uns wohl, ja glücklich.

3.   Da die Lebensprozesse sich in ständiger Fluktuation befinden, kommt es immer wieder vor, dass die Denkmuster in Verwirrung geraten, weil sie nicht mehr passen. Mißerfolg zeigt sich zwar in äußeren Erfahrungen, aber er besteht in der inneren Unangepaßtheit der Denkmuster und Glaubenssätze. In einer außengelenkten, erfolgsorientierten Lebensweise können Mißerfolge zur persönlichen Katastrophe werden. Aber ob ich selbst scheitere, ist Sache meines Denkens. Denn Misserfolg ist genauso gut die Chance für Neues. Was für ein Prozeß ist notwendig, um das Denken neu zu ordnen? Dieser Schritt wurde in unserer abendländischen Geschichte bereits getan, aber in seiner Bedeutung unterschätzt, ja im Fortschrittswahn missachtet. Deswegen greifen viele in solchen Situationen nach östlichen Erneuerungsbewegungen.

Die entscheidende „anthropologische Innovation“ (9) geschah durch Sokrates, den Philosophen, der sich im Athen des ausgehenden 5. Jahrhunderts von der Naturphilosophie abgewandt und den Menschen in Gesprächen und sich selbst in Meditationen zugewandt hat. Mit Sokrates tritt ein Denken in die Weltgeschichte ein, das die Möglichkeit tiefgreifender Veränderung des Menschen (Umkehr) dadurch eröffnet, dass der Mensch in sich selbst eine Differenz von Innen und Außen aufreißt (Dissoziation). Die Kunst, auf die seine Innovation abhebt, ist die Erkenntnis des Selbst nach dem berühmten Spruch über dem Apollontempel von Delphi: Gnothi seauton - Erkenne dich selbst!

   Das Selbst ist weder ein Ding im Menschen noch ein Zustand. Das Selbst ist ein Begriff für den Menschen selbst, insofern der Mensch und jeder einzelne Mensch er selbst ist, jeder in seiner Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit. Es meint das Selbstsein in der Unterscheidung zu dem, was dem Menschen angehört, z.B. Sprache, Leib Werkzeuge und alles, was er gebraucht, auch die zahlreichen Interaktionen, in denen er lebt.

4. Selbsterkenntnis ist zuerst das Erfassen einer Konstante, die den Menschen zum Menschen macht, und zwar durch Unterscheidung. Das Selbst meint die Möglichkeit, selbst zu leben, statt gelebt zu werden, sich selbst zu organisieren, statt in äußeren Interaktionen aufzugehen. Die „Sorge um das Selbst“ zielt darauf, dieser inneren Instanz, dem Selbst erst Raum zu geben - als Gegenpol zu den Bezügen der Außenwelt und den Leistungen des Verstandes. Das Selbst kommt erst und nur in dem Maße zur Entfaltung, in dem der Mensch  im Prozess der Selbsterkenntnis seine Aufmerksamkeit sich selbst zuwendet. Das Selbst ist nur als Anlage eine immer schon gegebene Instanz im Menschen, die - wie nicht gebrauchte Muskeln - in der ausschließlichen Außenlenkung verkümmern kann. Wie das eine hat das andere auf Dauer negative Folgen. Selbsterkenntnis ist fortgesetzte Selbst-Bildung durch die Wendung nach innen. Die Selbsterkenntnis dient der Entwicklung der Fähigkeit, aus sich heraus zu handeln, unabhängig von und gegebenenfalls sogar gegen gesellschaftliche Erwartungen. Ich werde erst, der ich bin, durch die Reflexion auf mich selbst. Die damit sich einstellende Unterscheidung im Menschen selbst heftet das Denken nicht an feste Strukturen, sondern öffnet es für den Raum unendlicher Möglichkeiten. Das Selbst ist allein Grund und Garant der Freiheit. 

5.   Eine Definition des Selbst ist nicht möglich. Das Definieren ist selbst eine Leistung des Ich und des Verstandes, von dem es sich gerade unterscheidet. Es ist die Quelle der Kreativität, die der Verstand zu nutzen vermag, wenn er sich auf diese Dimension hin losläßt. Jeder Versuch einer Definition des Selbst führt zu einer Verdinglichung, die seine Eigenart verkennt. Das Selbst zeigt sich in einer nicht beschreibbaren Weise. Seine Wahrheit vermag zu entdecken, wer von den eigenen Konstruktionen abläßt und sich empfangend auf die Kraft der Seele losläßt.

   Der chinesische Philosoph Lao-tse hat für den Kernbegriff seines Denkens Metaphern gefunden, die im übertragenen Sinn auch für das Selbst gelten können. (10)

 „Dreißig speichen umringen die nabe
wo nichts ist
liegt der nutzen des rads

aus ton formt der töpfer den topf
wo er hohl ist
liegt der nutzen des topfs

tür und fenster höhlen die wände
wo es leer bleibt
liegt der nutzen des hauses

so bringt seiendes gewinn
doch nichtseiendes nutzen“.

Nur auf dem Weg des Negativen vermag sich die Sprache dem Selbst zu nähern: es ist unermeßlich, unendlich, unerschöpflich.

6. Es ist Überzeugung der griechischen Philosophie, dass das Selbst, im Griechischen auch nous, d.h. Geist genannt, im Raum des Unendlichen steht, im Menschen die Offenheit für das Unendliche anzeigt. „Der Seele Grenzen kannst du nicht ausfindig machen, auch wenn du gehst und jeden Weg abwanderst; so tief ist ihr Logos (Sinn)“, stellt Heraklit fest. (11) Das Selbst ist die unendliche dynamische Bewegung, deren Spielraum unbegrenzt ist. Platon bezeichnet das Selbst als die sich selbst bewegende Bewegung. (12) Für Aristoteles ist die Vernunft im tiefsten selbst ein Tätiges, ein aus sich wirkendes, das das Denken antreibt und selbst zum Gegenstand macht. Er spricht vom Geist, der dem Wesen nach Betätigung ist, immer tätig ist und alles macht. (13)Demgegenüber ist die Vernunft, die das sinnlich Wahrgenommene denkt, die leidensfähige Vernunft. In einer noch undefinierten Weise könnte man darin die Unterscheidung von Unbewusst und Bewusst annehmen. Die selbsttätige Vernunft in uns ist das Selbst des Menschen, das die Einheit des Ganzen intendiert, aber nur dort gestaltend wirken kann, wo ihm ein Spielraum eingeräumt wird, d.h. wo eine Dissoziation von den bewußten, analytischen, technologischen Akten des Ich ermöglicht wird. Dieser Vorgang unterscheidet sich von den bewussten Denkakten, z.B. der Wissenschaft. Man könnte sie als Meditation oder geistige Übung bezeichnen, sollte diese Vernunft aber nicht mit den heute üblichen Meditationsformen einfachhin identifizieren.

7. Jeder denkende Mensch ist auf Meditation und geistige Übungen angewiesen, er braucht den ausdrücklichen und bedingungslosen Rückgang zu den Quellen seiner geistigen Produktivität. Denn in den meisten Fällen sind wir nicht Produzenten unserer eigenen Gedanken, sondern allenfalls ihre Kontrolleure. Gedanken fallen uns ein, wie wir sagen. Dass das Einfallstor offensteht, dafür müssen wir sorgen, und zwar in der geistigen Übung und der Praxis der Meditation. Die Quelle, aus der die denkende, begreifende Vernunft denkt, ist der selbsttätige Geist, das Selbst. Sich um sich selbst sorgen heißt: sich dem selbsttätigen Geist überlassen, damit er für mein Leben wirken kann, das Ich loslassen auf den Geist, der in uns ist. Was er eingibt, muss freilich noch eingepasst werden in unsere Wirklichkeit; dies leistet das Ich.

   Darum führt ein reiches, tiefgreifendes und ausgeglichenes Leben, wer beide Möglichkeiten zur Verfügung hat und zwischen ihnen wechseln kann: das gelehrte, wissende Ich, das sich in den äußeren Abläufen der Wirklichkeit gut auskennt, und der lebendige Bezug zu seinem Selbst, in dem sich die Kreativität des Denkens entfaltet, das alltägliche Denken sich ändern kann und neue Möglichkeiten sich auftun. Der Misserfolg kann in dem Maße zur Verwandlung der Denkstruktur führen, wie ich ihn zulasse als Erfahrung der Ungereimtheit meiner Denkmuster und Glaubenssätze und mich loslasse auf die innere Quelle, den Geist, der nicht ergriffen und definiert werden kann, sondern der sich zeigt, wenn ich ihn in der Hingabe an das Selbst wirken lasse.

8. Ein literarisches Beispiel soll das Gemeinte illustrieren. Heinrich von Kleist sinnt in seiner kleinen Schrift „Über das Marionettentheater“ über die vollkommene Bewegung nach. (14) An der Pantomimik der Marionette nimmt er wahr, dass jede Bewegung einen Schwerpunkt hat, auf die der Spieler sich einstellen muss; er liegt im Inneren der Figur. Mit dem Inneren ist aber nicht die unsichtbare Innenseite der Materie gemeint, aus der die Marionette besteht. Die Bewegung des Schwerpunktes ist der Weg der Seele; sie vollzieht sich mit Ruhe, Leichtigkeit und Anmut. Die Glieder sind reine Pendel und folgen dem Schwerpunkt. Das bewusste Denken kann eine solche Grazie nicht erreichen; es richtet nur Unordnung an. Gegen Ende der kleinen Schrift entwickelt Kleist einen Zusammenhang, der unserer rational und funktional eingestellten Denkweise vollständig abhanden gekommen ist.

 „Wir sehen, daß in dem Maße, als in der organischen Welt die Reflexion (15) dunkler und schwächer wird, die Grazie darin immer strahlender und herrschender hervortritt. - Doch so, wie sich der Durchschnitt zweier Linien auf der einen Seite eines Punktes nach dem Durchgang durch das Unendliche plötzlich wieder auf der anderen Seite einfindet, oder das Bild des Hohlspiegels, nachdem es sich in das Unendliche entfernt hat, plötzlich wieder dicht vor uns tritt: so findet sich auch, wenn die Erkenntnis gleichsam durch ein Unendliches gegangen ist, die Grazie wieder ein; so daß sie zu gleicher Zeit in demjenigen menschlichen Körperbau am reinsten erscheint, der entweder gar keins oder ein unendliches Bewußtsein hat, d.h. in dem Gliedermann oder in dem Gott“.

 
4. Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis

Damit haben wir eine Ebene von Vernunft erreicht, die noch andere Dimensionen eröffnet. Nicht das Ich, sondern das Selbst ist der „Ort“ der Gotteserkenntnis.

1.   Der Zusammenhang von Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis wurde bis ins 12. Jahrhundert hinein selbstverständlich angenommen. Richard von St. Victor artikuliert den Zusammenhang ausdrücklich: Nur durch die Selbsterkenntnis gelangst du über dich selbst hinaus. Durch die Erkenntnis deiner selbst gelangst du zu Gott. (16) Der Mensch kann ohne Selbsterkenntnis nicht zur Gotteserkenntnis gelangen. Umgekehrt geht alle Selbsterkenntnis, sich selbst transzendierend, auf Gott zu.

 „Vergebens richtet das Auge seines Herzens darauf, Gott zu schauen, wer noch nicht dazu in der Lage ist, sich selbst wahr-zu-nehmen. Zuerst lerne der Mensch, sein unsichtbares Selbst zu erkennen, bevor er erwartet, er könne das unsichtbare Göttliche erfassen. Zuerst kommt es darauf an, dass du das Unsichtbare deines Geistes erkennst, bevor du überhaupt zur Erkenntnis des unsichtbaren Gottes in der Lage bist. Im Übrigen, wenn du dich schon nicht selbst erkennen kannst, wie kannst du dir überhaupt in den Kopf setzen, das erfassen zu wollen, was über dir ist?“

Dieser fundamentale Zusammenhang zwischen dem Selbst des Menschen und Gott wurde in der Folgezeit als theologische Grundkoordinate aufgelöst. Selbsterkenntnis wurde der Spiritualität zugewiesen, die Gotteserkenntnis zur rational-systematischen Glaubenslehre ausgebaut, deren innere Einheit mit dem Selbst sich nicht mehr erkennen läßt. An die Stelle der Selbsterkenntnis sind im System Kirche die Glaubensdoktrin und die Moralnormen getreten. Ich vermute, dass bei Martin Luther diese Aufspaltung eine innere Triebkraft auslöste, den Glauben vom theoretischen und missbrauchbaren System abzulösen und auf die Basis der persönlichen Beziehung zwischen Gott und dem menschlichen Subjekt zu stellen.

   Worum es in der Meditation letztlich geht, drückte Richard von St. Victor so aus: „Der menschliche Geist schaut, ohne Hilfe der Vorstellung, sich selbst durch sich selbst. Der Geist, der nicht in der Selbsterkenntnis lange geübt ist, wird nicht zur Erkenntnis Gottes kommen." (17) Die Unterscheidung von äußeren Vorstellungen und rationalem Denken, die durch die Selbsterkenntnis aufgebaut wird, ist für den frühchristlichen Theologen Gregor von Nyssa der unabdingbare Schritt zur Gotteserkenntnis: „Das Schauen Gottes vollzieht sich weder nach des Auges noch des Ohres sinnlichen Eindruck, ist nicht in dem gewöhnlichen Gedankenwerk beschlossen..., sondern wer in der Erkenntnis des Hohen fortschreiten will, muß sich von aller sinnlichen und ungeistigen Bewegung reinigen und jegliche Vorstellung, die er von etwas Äußerem mitgebracht hat, aus seinem Geist verbannen." (18) Dieser Zusammenhang ließe sich durch zahlreiche weitere Texte der antiken und frühmittelalterlichen Philosophie und Theologie belegen.

2.   Die Erfahrungsebene, auf die die Einkehr in sich selbst abhebt, ordnet sich in der folgenden Weise in die Räume des Ich und Selbst ein: Das Ich kann eine Beziehung zum unendlichen Gott nur aufbauen im Loslassen der Denkmuster auf die unendliche Dimension des Selbst hin. In dieser Dimension kommt uns Gott entgegen, die Begegnung geschieht im Heiligen Geist. Der Schlüsseltext dafür findet sich bei Paulus: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5). Gottes Liebeszuwendung zur Welt ist unendlich und umfassend, das Ich kann sie nicht fassen und begreifen. Wir finden diese Wirklichkeit in den drei Dimensionen, die Gott selbst in seiner Dreipersonhaftigkeit ist. 

- Gott ist der Schöpfer, der Quell allen Lebens, der seinen Geschöpfen wie ein Vater unablässig zugewandt bleibt; sein Bund ist ewig. Darum steht das Ich des Menschen in der Wechselbeziehung zu einem personalen Gott, der dem Raum des Unendlichen angehört und dessen Liebe unaufhebbar dem seiner selbst bewussten Menschen zugewandt bleibt. 

-  Diese unendliche Dimension ist in der Weise konkret, wie der Hebräerbrief es ausdrückt: „Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben des Alls eingesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen hat“ (Hebr 1,1-2). In der Ebene der Geschichte und in den Formen der Lebenspraxis kommt Gott in seinem Sohn auf uns zu, artikuliert und verdichtet diese Beziehung in seiner Botschaft und in Passion und Auferstehung des Gottessohnes. Das Ich erfährt davon, kann sich Vorstellungen machen, Begriffe bilden, die Botschaft mit dem Leben zusammenbringen.

- Das Verstehen und die tiefe Beziehung zu Gott jedoch geschieht im Selbst, in dem uns Gott im Heiligen Geist auf der Tiefenebene des menschlichen Geistes als der Liebende begegnet, der uns persönlich anspricht, mit uns persönliche Gemeinschaft haben will und der unsere Sehnsucht mit der Kraft seines ewigen Lebens erfüllt. Es ist die Unendlichkeit seiner Liebe und seines Geistes, auf die wir uns einlassen, wenn wir uns auf unser Selbst und die Begegnung mit Gott einlassen.

Was mir in der Beziehung meiner selbst mit Gott erschlossen wird, wird zur tragenden Kraft und zu einem neuen Rahmen für den Alltag. Ich ändere mich, meine Denkstruktur ändert sich in dem Maße, wie ich mich auf das Unendliche einlasse. In der Beziehung zum Selbst baut das Ich aus den unendlichen Ressourcen des Geistes neue Denkmuster auf, die uns die Welt und den Alltag anders, gottgemäßer, und mit erneuerter Kraft interpretieren lassen. Davon sprechen jedenfalls diejenigen, die das erfahren. Mit sich ständig erneuernden Denkmustern vermag das Ich die Aufgaben anzugehen, die ihm in den Wechselbeziehungen seines Lebens gestellt sind. Der Mut wird stärker, die geistige Flexibilität verbreitert sich, die Beziehungsfähigkeit wird kreativer. Der Weg dazu geht nur über die geistigen Übungen und die Meditation in ihren unzähligen Formen.


4. Meditation als Lebensstrategie

Meditation begründet sich zunächst nicht aus den Defiziten der menschlichen Lebensführung, dafür gibt es die Therapie, sie vermag aber auch heilend zu wirken, insofern der Meditierende in der Sammlung auf seine Mitte die Übereinstimmung mit sich selbst sucht und dabei den inneren Möglichkeiten einen breiteren Entfaltungsraum öffnet. Meditation lässt andere Erfahrungsebenen in der Person und in den Wirklichkeitskonstruktionen hervortreten, indem sie der Zerstreutheit in der Welt des Vielen die einende Mitte als Gegenpol gegenüberstellt. Sinnvoll ist sie nur in der Weise, dass der Mensch als Ganzheit im Blick bleibt und keine Sonderwelt aufgebaut wird.

Was macht die Meditation zur Lebensstrategie?

Unter Meditation wird vieles verstanden. Eine strenge Begriffsdefinition soll hier auch nicht erarbeitet werden. Die Meditationspraxis zeigt jedoch, dass in den verschiedenen Formen Möglichkeiten liegen, dem Leben Gehalt und Gestalt zu geben, ohne Sonderwelten zu konstruieren und sich aus der Welt zurückzuziehen. 

- Soll der Mensch sich in den gesellschaftlichen Bezügen nicht in seine Rollen auflösen oder gar zu einer multiplen Persönlichkeit werden, muss er in sich eine Mitte schaffen; das Funktionieren braucht als Gegengewicht die Phantasie, den Traum, die Utopie, damit der Mensch ganz sein kann.

- Der extensive Aktionismus, der letztlich nur ermüdet und eine Leere hinterlässt, ist weithin nur Kompensation der Angst vor dem Selbst. Die Ressourcen des Selbst entfalten sich nur in der Sammlung auf die Mitte.

- Der seelischen Verhärtung, die aus der Verwundbarkeit und Ohnmacht erwachsen kann, setzt die Meditation die Möglichkeit entgegen, das Leben aus den eigenen Ressourcen zu erneuern und zu verändern.

- Meditation ist ein Weg in die Freiheit, weil sie die Autonomie der Person stärkt.

- Meditation öffnet die Vernunft für Wirklichkeitsebenen, die eine rational-funktionalistische Auslegung ausblenden muß.

- Das gestörte Verhältnis zur eigenen Leiblichkeit, den Gefühlen und physiologischen Prozessen, wird gerade dadurch ausgeglichen, daß der Meditierende mit Sinn und Verstand in seinem Körper anwesend ist und die Aufmerksamkeit für die Vorgänge des Leibes intensiviert wird. Es gibt keine Ganzheit ohne die Wahrnehmung des Leibes.

- In der Beziehung zum Selbst liegt die Wurzel aller sozialen Fähigkeiten.

Ziel der Meditation ist der Ausbau der Fähigkeit, in der Wechselbeziehung zu den unterschiedlichen Dimensionen der Wirklichkeit das Gleichgewicht finden zu können sowie das Innere und die Sinne zu öffnen für die Transzendenz des Grundes aller Wirklichkeit, in der sich die Quelle des Lebens offenbart. Im Blick auf den Alltag geht es um die Integration des Äußeren und Inneren zu einer Mitte im Selbst und um die Verknüpfung des Ich mit Gott. 

 
Erste Schritte des Meditierens

Über Meditation zu sprechen, kann wie die Schilderung eines fremden Landes sein, das man nie zu Gesicht bekommt. Was Meditation ist, kann man nur erfahren; sie ist eine Sache der Übung, die man sich aneignen muß wie jede andere körperliche oder geistige Übung. Sie hat nichts Künstliches an sich, sondern ist das Natürlichste, was es gibt. Ich möchte die ersten Schritte kurz schildern, die jeder gehen kann, und dann noch einige Meditationsformen nennen, für die man Anleitung braucht. Konkrete Übungsvorschläge finden sich bei allen Kapiteln des Buches.

1. Die Basis jeder Meditation ist die Achtsamkeit auf den eigenen Atem, verbunden mit der Entspannung des Körpers. Der Atem als unwillkürliche Lebensdynamik durchdringt den Körper und drückt zugleich die seelische Befindlichkeit aus. Wir müssen lernen, langsam, tief und bewusst zu atmen; forciertes Atmen hat mit Meditation nichts zu tun. In den alten Sprachen gibt es Worte für Atem, deren Bedeutungsfeld auch das Geistig-Seelische einschließt: ruach (hebräisch), pneuma (griechisch), spiritus (lateinisch). - Die erste Übung besteht immer darin, dass ich im Sitzen oder Liegen meinen Körper entspanne, die Augen schließe und meine Aufmerksamkeit ausschließlich auf den Rhythmus des Ein- und Ausatmens richte: ich denke mein Atmen. Die Abkehr von den äußeren Eindrücken führt meist zur Wahrnehmung der inneren Bewegungen und Gedanken. Ich kann und soll die Gedanken nicht vertreiben, sonst versteife ich mich nur wieder. Die Gedanken lasse ich so, wie sie auftauchen, wieder vorüberziehen, ohne sie festzuhalten. Wenn ich entdecke, daß ich mich in meinen Gedanken verloren habe, gehe ich einfach nur wieder zurück zu meinem Atmen. Es ist gut, dem Atem nachzuspüren in seinem Gang durch den Körper bis in die Zehenspitzen, das stärkt das Körpergefühl. Am wichtigsten ist in den meisten Fällen, dass ich mich dem Aus-atmen überlasse, den Schritt des Ausatmens ganz bewusst vollziehe. Ich achte nur auf den Atemstrom beim Ein- und Ausatmen.

2. Die zweite Stufe ist die Fähigkeit, sich selbst im Alleinsein loslassen zu können; jeder braucht die Fähigkeit, sich selbst von Zwecken und Zwängen unterscheiden zu können. Es geht darum, sich selbst und die Stille aushalten zu können. So paradox es klingt, gerade diese Fähigkeit ist im sozialen Leben unersetzlich. Einem anderen kann nur etwas geben, wer sich selbst hat. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ - Ich nehme mir mehrmals in der Woche 10 bis 20 Minuten Zeit, in der ich absolut nichts tue, dasitze, mich auf mich sammle, mich spüre. Ich lasse alles um mich herum ohne jede Reaktion geschehen: die Geräusche, die Bewegungen. Ich lasse alle eigenen Funktionen geschehen: es atmet, es sieht, es hört, es denkt. Der Verlust des Zeitgefühls ist ein Zeichen für die innere Sammlung. Wenn ich dabei einschlafe, läßt sich das nicht anders verstehen, als dass mein Körper die Führung ergriffen hat und sich das holt, was der Verstand ihm verwehrt hat, nämlich Entspannung und Erholung. Der Psalmvers „Den Seinen gibt´s der Herr im Schlaf“ (Ps 127,2) gibt eine solche Erfahrung wieder.

3.   Der Raum der Stille ermöglicht es, die Dinge und Ereignisse so zu sehen, wie sie sind. Ich lasse die Dinge sein, wie sie sind, und mache mich damit von jeder Zweckhaftigkeit, die unser Denken einzwängt, frei. Auf diese Weise wird die sinnliche Wahrnehmung geschult. Auch eine wesentliche soziale Fähigkeit beruht darauf, nämlich das Zuhören-können. Die Sinne selbst sind vom Geist bestimmt und entwerfen eine Wirklichkeit, die sich nur über sie selbst erschließt. Im Anschluss an Plotin formulierte Goethe in seiner Einleitung zur „Farbenlehre“:

 „Wäre nicht das Auge sonnenhaft,
Wie könnten wir das Licht erblicken?
Lebt nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
Wie könnt uns Göttliches entzücken?“

Es ist die geschulte Wahrnehmung gemeint, die die Dinge nimmt wie Angelus Silesius in seinen berühmten Versen:

 „Die Ros ist ohn´ warum;
Sie blühet, weil sie blühet.
Sie achtet nicht ihrer selbst,
Fragt nicht, ob man sie siehet.“

Analoges lässt sich über das Hören, Tasten, Riechen und Schmecken sagen. Es ist bemerkenswert, dass jüngere therapeutische Methoden gerade an den leiblichen Ausdrucksformen ansetzen. Wie an anderer Stelle bemerkt, ermöglicht gerade auch die Körpererfahrung die Ordnung der seelischen und geistigen Prozesse.

   Nach christlicher Überlieferung können wir Gott in allen Dingen erfahren (Franz von Assisi, Ignatius von Loyola, schon die Stoiker). Die Gotteshaltigkeit der Dinge erschließt sich nur, wenn mein zugreifendes und rationales Denken ausgesetzt wird und die Dinge selbst zu sprechen beginnen. Überall ist Gott gegenwärtig: in der Blume, im kleinen Kind, im anderen Menschen, in der Geduld mit mir selbst, im Erleben der sexuellen Partnerschaft. Zu alledem muß ich mich loslassen können, damit das Geheimnis der Dinge sich offenbaren kann.

4. Meditation knüpft immer an natürlichen Fähigkeiten des Menschen an. Dazu gehört auch der Tagtraum (wir sagen manchmal: ‘der guckt Löcher in die Luft’). Tagträume stellen sich von selbst ein, man ertappt sich zuweilen dabei. Tagträume sind eine Funktion des Selbst, das sich selbst meldet und mich dazu zwingt, die eine Denkhaltung aufzugeben, um wieder Ressourcen zu schöpfen bzw. das Eigene nicht zu vergessen. Tagträume kann man auch absichtlich einleiten, indem ich mir vornehme, eine Weile einen Punkt anzustarren, mich in diesem Punkt zu verlieren. Durch diese Unterscheidung kann das innere Selbst seine Möglichkeiten entfalten, unbewußt kann mitwirken, was im Selbst als das Eigene vorhanden ist. Tagträume sind für Ernst Bloch „Vorgriffe der Einbildungskraft“. (19) Die Pause, die durch Tagträume entsteht, ist eine schöpferische Pause. Ich tue mir und anderen etwas Gutes, wenn ich sie zulasse.

5. Einfachere Formen der Meditation sind auch die Betrachtungen: ein Musikstück, ein Bild, ein Gedicht lasse ich auf mich wirken, indem ich aufmerksam dem Fluß bzw. der Gestalt dieser Äußerung nachgehe und sie innerlich oder auch körperlich mitvollziehe bzw. mich in sie hineinversetze. Damit wird die Imaginationskraft gestärkt. Es geht nicht um eine sachgerechte Interpretation, sondern um das Erleben und Mitgetragen-werden, als wäre dies meine Musik, mein Bild, mein Gedicht. Hierzu zähle ich auch die Meditation mit der Bibel. Im Vordergrund steht nicht die historisch-kritische Exegese, sondern das Sich-einlassen auf den Text, der seinem Ursprung nach weit von mir entfernt ist, mich aber direkt meint. Das Gespräch über die Bibel etwa nach der Methode des Bibel-Teilens erweitert den Raum des Sich-Einfindens in die Lebensperspektiven der Heiligen Schrift.

Zu all diesen Meditationsformen braucht es Zeit. Ob ich Zeit habe, ist Sache meiner Entscheidung, wofür ich mir Zeit nehme.

 
Meditationsübungen

Die folgenden Meditationsformen brauchen die konkrete Anleitung durch einen Erfahrenen; sie setzen die Fähigkeiten aus den ersten Schritten voraus. 

Mantra-Meditation

Sprache ist nicht nur Mitteilung. Mittels der Sprache setzen wir auch Wirklichkeit, realisieren wir etwas. Manches wird nur durch das gesprochene Wort Wirklichkeit: „Ich verzeihe dir“. - „Ich liebe dich“. Sprachwissenschaftler reden von der performativen Kraft der Sprache. Solche Mitteilungen haben keinen objektiven Charakter mehr, sondern kommen aus der Mitte einer Person und reichen in die Mitte einer anderen Person. Wo diese Ebene beim Sender oder Empfänger nicht gegeben ist, kommt diese Kommunikation nicht zustande bzw. geschieht Schlimmeres als eine Lüge.

   An dieser Qualität der Sprache setzt ein Mantra an. Das Wort selbst kommt aus dem Sanskrit und bedeutet „Spruch“. Eine Mantra-Meditation hat es mit einem Wort oder mit Worten zu tun, die durch die unablässige Wiederholung Konzentration bewirken und auf der unbewußten Ebene bestimmte Leitschienen des Denkens und Fühlens aufbauen. Damit wird auch eine Umschaltung vom rationalen Denken auf innerseelische Abläufe bewirkt. Das Mantra überwindet lineares Denken und stärkt die Seele. Deshalb ist ein Spruch, den ich in der Versenkung auf mich selbst immer wiederhole, ein positiver rhythmischer Satz: Ich bin frei. - Stille verleiht mir Kraft. - Alles Leben wächst in Wärme. Beispiel: Thema 3.

   Das Herzensgebet der Ostkirche („Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner“) enthält solche Züge der Mantra-Meditation. Das Wiederkäuen von Psalmversen (ruminatio) gehört in diese Reihe, ebenso das Rosenkranzgebet.

Imaginationsübung

Die Imaginationsübung macht das Unbewusste an einem Bild der Phantasie fest, spielt die persönlichen Konnotationen durch oder bekräftigt bestimmte innere Strukturen, wenn sie durch die Anleitung angesprochen werden. Man kann davon ausgehen, dass zahlreiche biblische Bilder im Grunde die Gotteserfahrung in solchen Ur-Bildern festmachen, z.B. Engel, Stern, Vater, Baum, Sonne, das Verlorene und Wiedergefundene. Beispiele finden Sie bei den folgenden Themen.

Östliche Meditationsformen

Über diese Meditationsformen hinaus haben die Religionen des Ostens zahlreiche Formen der Tiefenerfahrung entwickelt: Yoga - Transzendentale Meditation - Za-Zen. Es sind Wege, die man nur mit einem erfahrenen Meister gehen kann. Sie loten Tiefen der Unbewussten aus, das eine eigene Grammatik hat, und bedürfen langer Übung, um das Ziel zu erreichen, das ihnen aus den Religionen mitgegeben ist: Erleuchtung (satori). Darüber müsste länger und intensiver nachgedacht werden. Außerdem könnte man hier noch Formen der Selbstorganisation anschließen, bei denen wir in aufmerksamer Selbstwahrnehmung, z.B. durch das Tagebuch, bewusst eine innere Distanz zum Ich des Alltags aufbauen und über die faktischen Wertgeltungen im Alltag reflektieren.

   Die Basis für all das ist die Sorge um sich selbst, aus der kreative Möglichkeiten für die Gestaltung der Lebensbereiche erwachsen, vom Beruf bis zur Intimität der sexuellen Beziehung, von den Alltagsgeschäften bis zur Gottesbeziehung - das alles muss ich mir vornehmen.

 

Sprachbilder _____________________________________________________________

Man muss vorübergehen können. Auf dem Weg zum Selbst gibt es viele Modelle, Angebote, Vorschläge, die attraktive Versprechungen mit sich führen. Für eine Weile geben sie Einblicke in Aspekte des Lebens, aber die Sehnsucht der Seele wird darin nicht erfüllt, manchmal sogar verdorben, wenn sie alte Muster nur durch neue gleichen Zuschnitts ersetzen oder den Horizont zustellen; sie reichen nicht zum Leben. Darum muß man weitergehen können, indem der Drang der Seele selbst als Triebfeder des Daseins die Führung übernimmt.

Wieviel Mühe der Mensch auf sich nehmen und alle Modelle scharfsinnig beurteilen muß, um der Seele ein belebendes Milieu und ein Zuhause zu geben, führt uns der libanesische Philosoph und Mystiker Khalil Gibran (1883-1931) vor Augen. (20) Die Seele kommt zu sich in Erfahrungen, die sich von der üblichen Lebenswelt und ihren Kategorien unterscheiden, ihr zugleich ein neues Licht aufstecken. Der fortwährende Prozeß des Suchens ist unabweisbar, um zur Fülle zu gelangen.
 

„Die größere See

Meine Seele und ich gingen an die große See, um zu baden. Als wir an die Küste kamen, hielten wir Ausschau nach einem stillen und heimlichen Platz. Dabei stießen wir auf einen Mann, der auf einem grauen Felsen saß, Salz aus einem Sack nahm und es ins Meer warf.
Das ist der Pessimist, sagte meine Seele, lass uns den Ort verlassen. Hier können wir nicht baden.
Wir wanderten weiter und kamen an eine Bucht, wo wir einen Mann  sahen, der auf einem weißen Felsen stand und aus einer juwelenbesetzten Schatulle Zucker in die See warf.
Das ist der Optimist, sagte meine Seele, auch er soll unsere nackten Körper nicht sehen.
Wir wanderten weiter und sahen einen Mann, der am Strand tote Fische auflas und sie behutsam wieder ins Wasser warf.
Auch vor diesem können wir nicht baden, sagte meine Seele, das ist der humane Philantrop.
Wir gingen weiter.
Dann sahen wir einen Mann, der seinem Schatten im Sand folgte. Die großen Wellen kamen und löschten den Schatten aus, aber der Mann folgte ihm weiter, immerzu.
Das ist der Mystiker, sagte meine Seele, gehen wir weiter.
Wir gingen weiter, bis wir in einer stillen Bucht einen Mann sahen, der den Schaum des Wassers abschöpfte und in eine Alabasterschale schloß.
Das ist der Idealist, sagte meine Seele, der darf unsere Nacktheit gewiß nicht sehen.
Wir gingen weiter. Plötzlich hörten wir eine Stimme: Die See! Die unendlich gewaltige See! - Als wir näherkamen, sahen wir einen Mann, der mit dem Rücken zur See dem Rauschen einer Muschel lauschte.
Meine Seele sagte: Gehen wir weiter. Das ist der Realist, der dem Ganzen, das er nicht fassen kann, den Rücken kehrt und sich mit Stückwerk aufhält.
So gingen wir weiter. In einer felsigen Wildnis sahen wir einen Mann, der seinen Kopf in den Sand eingegraben hatte. Da sagte ich zu meiner Seele: Hier können wir baden, er kann uns nicht sehen.
Nein, sagte meine Seele, das ist der Übelste von allen, der Puritaner.
Da wurde meine Seele sehr traurig und sagte:
Gehen wir fort von hier. Hier gibt es keinen stillen und heimlichen Platz, wo wir baden könnten. Dieser Wind soll nicht durch mein goldenes Haar und über meine weiße Brust streichen, dieses Licht soll nicht meine heilige Nacktheit entblößen.
So verließen wir die See, um nach der größeren See zu suchen“.

Anmerkungen

[1] Aurelius Augustinus, De vera religione - Über die wahre Religion. Übersetzung und Anmerkungen von Wilhelm Thimme, Stuttgart 1991, 123. [2] Andreas Dordel, Vom Wunsch, ganz bei sich selbst zu sein. Selbsterfahrung als Heilslehre, in: Jörg Martin (Hrsg.), PsychoManie. Des Deutschen Seelenlage, Leipzig 1996, 208-224, hier 208 f. [3] Ebd., 210. [4] Paul Watzlawick/John H. Weakland/Richard Fisch, Lösungen. Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels, Bern 1992, 69ff. [5] Ronald D. Laing, Das geteilte Selbst. Eine existentielle Studie über geistige Gesundheit und Wahnsinn, Köln 1994, 175.[6] Meister Eckhart. Deutsche Predigten und Traktate, hrsg. und übersetzt von Josef Quint, München 1963, 280-289. [7] Augustinus, Bekenntnisse IX 10,24. [8] Vgl. Predigt 30, in: Deutsche Predigten und Traktate 295-298. [9] Gernot Böhme, Der Typ Sokrates, Frankfurt am Main 1992, 32. [10] Lao-tse, Tao-te-king. hrsg. v. Ernst Schwarz, München 1995, 93. [11] Fragment B 45. [12] Platon, Nomoi (Gesetze) 896 a. [13] Aristoteles, Über die Seele 430 a 18. [14] Heinrich von Kleist, Sämtliche Werke und Briefe, Bd. 2, München 61977, 338-345 (Kursives von mir). [15] Heinrich von Kleist meint damit das bewußte Denken, Räsonieren, die Logik, das Schlußfolgern und Suchen nach Ursachen. [16] Richard von St. Victor, De praeparatione animi ad contemplationem. Benjamin minor, Cap. 71, in: Migne, Patrologia latina 196, 1-64, hier 51; deutsch: Die Viktoriner, Mystische Schriften, Wien 1936, 174 f. Vgl. zu Richard von Sankt Viktor: Marc-Aeilko Aris, Contemplatio. Philosophische Studien zum Traktat Benjamin Maior des Richard von St. Victor (Fuldaer Studien 6), Frankfurt am Main 1996. [17] Patrologia latina 196, 51f. [18] Patrologia Graeca 44, 373 BC. [19] Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt am Main 4 1972, 1-128. [20] Die Erzählung findet sich in: Khalil Gibran Lesebuch. Ausgewählte Texte und Aufsätze zum Werk, Olten-Freiburg 1983, 84 f.

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