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Einleitung
Weisheit der Seele
Weisheit - Übel
Die Tiefe ausloten
Gesund und schön sein
 


Katastrophen reißen uns immer wieder aus dem wohl eingerichteten Leben und offenbaren uns, daß die Welt ganz anders ist. Ob es sich um den Terror handelt, den Menschen in Beslan und anderswo anrichten, oder um den Tsunami, dessen Wirkungen uns aus der Stille der Weihnachtstage gerissen haben, sie rufen in uns ein starkes Gefühl der Verletzlichkeit hervor und lassen uns hilflos und ohnmächtig zurück. Mitten in dem Bewusstsein, alles durch Wissenschaft, Technik und genaue Organisation beherrschen zu können, kehrt das längst verdrängte Wort „Schicksal“ in seiner ganzen Schwere und Dunkelheit zurück. Solche Erfahrungen sind eine einzige Frage an unser Denken: Wie können wir mit dem Unglück zurecht kommen, das zur Realität des Menschseins gehört? Die Frage ist unausweichlich, weil sich die Ereignisse nicht auf das Feststellen physikalischer Abläufe reduzieren lassen, sondern das Subjekt unmittelbar und tief betroffen ist: Die Gefühle geraten durcheinander und drücken uns nieder, der Verstand gerät an seine Grenzen, das Ich wird verstört. Zutreffend charakterisiert der Journalist Jörg Lau die Situation mit den Worten: „Es gibt ein Comeback des Schicksals. Das heute um sich greifende Gefühl der Verwundbarkeit kann man nicht verstehen ohne irgendeinen Begriff, der den Blick für existentielle Nöte öffnet, ohne gleich schon Reparaturvorschläge und Deutungsangebote zu machen. Man braucht einen Sinn für das Unverfügbare, für das unheimliche Gefühl, dass etwas Dunkles und Unauflösbares in der Welt bestehen bleibt, das sich unserer Kontrolle und Sinngebung entzieht.“[1]

 

 

1. Weisheit als neues Denken

Die Weisheit besiegt das Übel. Der Titel des Vortrags ist dem Buch der Weisheit im Alten Testament in einer offeneren Übersetzung entnommen (vgl. Weish 7,30; 10,9). Die Aussage hebt auf die Erwartung ab, dass der Mensch vom Schicksal nicht überwältigt wird und hilflos zurückbleibt, sondern Weisheit ihm die geistige Kraft gibt, der niedermachenden Gewalt des Unglücks Paroli zu bieten, nicht nur zu überleben, sondern Wege zum Guten zu suchen.

 

1.1  Aufbrechen des linearen Denkens

Was ist mit Weisheit gemeint? Die Weisheitsliteratur des Alten Testaments[2] stellt sich dem durchgängigen Problem, dass sich zahlreiche Widerfahrnisse vom Menschen nicht ohne weiteres aus der Kenntnis notwendiger Zusammenhänge erklären lassen. Gerade Unglücksfälle lassen uns die Grenzen unseres Wissens, auf das wir so stolz sind, erleben. Das macht den Weisen aber nicht unbeholfen oder ratlos und hält ihn nicht im Jammer über sein Unglück fest. Der Weise lebt vielmehr aus der Grundüberzeugung: Es gibt eine Ordnung in den Dingen und Abläufen, sie ist kein Geheimnis, sondern sie verkündigt sich selbst. Man muss nur genau hinhören und sich seine Botschaft sagen lassen. Man kann sich nicht mit dem gesammelten Spezialwissen der Spezialisten begnügen, vielmehr ist es beständige Aufgabe eines jeden Menschen, die Gegebenheiten und Widerfahrnisse wahrzunehmen und aus ihnen Einsicht für das eigene Leben zu gewinnen. Man kann diese Einsicht nicht zu einem allgemein gültigen Deutesystem umgestalten und anderen als absolute Erkenntnis vorbuchstabieren.[3]

 

Indem sich der Weise auf diese übergreifende Ordnung der Dinge und ihr Geheimnis einlässt, nimmt er den Widerfahrnissen den Charakter des Ausgeliefertseins. Er weiß, dass er sie bewältigen kann. So werden die Welt und die konkreten Ereignisse nie absolut bewertet, auch nicht auf etwas festgelegt, das dem Menschen als böse und unmenschlich entgegentritt. Man geht vielmehr von der Vieldeutigkeit der Phänomene aus. Das Negative bedeutet noch keineswegs den Einbruch des Chaos, unter dem der Unglückliche zerbrechen müsste. Man muss sich nicht davon niederdrücken lassen, sondern hält ihm stand und gibt ihm als Faktor der Wirklichkeit in der Erkenntnis Raum. Die Erfahrung zeigt, dass hinter dem Unbegreiflichen und Paradoxen eine neue Einsicht hervortritt. Gewiß ist nur, daß das Leben vielfältige Grenzen hat, sie sind aber nicht ein Schicksal, dem der Mensch ausgeliefert ist, sondern können immer akzeptiert werden. Denn über allen Ereignissen der Zeit waltet die Weisheit der Werke Gottes:

„Seine machtvolle Weisheit hat er fest gegründet, er ist der Einzige von Ewigkeit her. Nichts ist hinzuzufügen, nichts wegzunehmen, er braucht keinen Lehrmeister. Alle seine Werke sind vortrefflich, doch sehen wir nur einen Funken und ein Spiegelbild.   Alles lebt und besteht für immer, für jeden Gebrauch ist alles bereit. Jedes Ding ist vom andern verschieden, keines von ihnen hat er vergeblich gemacht. Eines ergänzt durch seinen Wert das andere. Wer kann sich satt sehen an ihrer Pracht?“ (Sir 42,21-25) Dagegen glaubt der moderne Mensch sich wehren zu müssen, weil er nur die Erkenntnisse seines wissenschaftlichen Verstandes als letzte Wahrheit gelten lässt.

 

1.2 Die Dinge anders sehen lernen

In der Bearbeitung der Probleme ist die alttestamentliche Weisheit über weite Strecken der griechischen Philosophie des 2. und 1. Jahrhunderts v.Chr. vergleichbar, jedoch nicht von ihr abhängig. Dies zeigt sich etwa in der Auffassung: Die Mühsal des Menschen liegt nicht in der Krankheit, Armut und Bedrängnis, sondern in seinem Herzen, im Geistigen, in den Ängsten und Gefühlen, die ihm persönlich eigen sind. Jesus Sirach belehrt darum seine Leser: Von dem Tag seiner Geburt an bis zum Tod ist dem Menschen das Grübeln und die Angst seines Herzens sowie der Gedanke an Zukunft und Tod als schweres Joch auferlegt. „Bald wird er, nach einem Augenblick der Ruhe, von schrecklichen Träumen aufgejagt, bald in die Irre getrieben durch Vorspiegelungen seiner Seele“ (Sir 40,1-2.6). Der Weise befasst sich daher nicht nur mit den äußeren Erfahrungen, sondern auch mit seinem eigenen Denken von den Dingen. Die Mehrdeutigkeit der Erscheinungen des Schicksals braucht darum einen kritischen Sinn, der sich auf das Denken selbst richtet und nach neuen Möglichkeiten des Lebens und Handelns sucht, wenn die bisherigen zu nichts führen.

 

Was Weisheit ist, kommt darum in dem alten philosophischen Grundsatz zum Ausdruck: Man kann die Dinge auf mehr als nur eine Art und Weise betrachten. Wenn mich ein Vorgang beunruhigt und belastet, kann ich versuchen, die Dinge anders zu arrangieren. In vielen Fällen habe ich aber darauf keinen Einfluss. Deshalb gibt es im Denken die andere Möglichkeit: Ich kann meine Einstellung, meine Gedanken und Vorstellungen, die mich bei dem Unglück festhalten, aufgeben, damit ein Vorgang mich nicht mehr beunruhigt oder belastet. Wir können die Dinge anders sehen lernen. Die Verstockung in unserem Denken ist das Problem. Um noch größeres Unglück zu verhindern, mahnt der Seher Teiresias König Kreon in der Tragödie „Antigone“ von Sophokles: „Bedenke doch dies, mein Sohn. Den Menschen ist allen gemeinsam, dass sie manchmal irregehen. Auch wenn er sich verfehlt, so ist der Mensch doch nicht ohne Rat und ohne Glück, sofern er in dem Fall, dass er ins Unglück fiel, dem Übel abhilft und nicht unbewegt im Gleichen verharrt. Nur der Eigensinn lässt falsches Denken schuldig werden.“[4] Unser Problem ist allerdings: Wir sind so eigensinnig auf die Außenwelt fixiert, dass wir die geistigen Möglichkeiten in uns gar nicht wahrnehmen können. Wir betreiben vielmehr „immer mehr desselben“ (Paul Watzlawick), statt zu uns selbst in Distanz zu treten, das eigene Fühlen und Denken zu betrachten und bei uns selbst, beim eigenen Denken neu anzufangen. Der Kernpunkt der Weisheit ist die Selbsterkenntnis. Weisheit, die sich der jeweiligen Stunde und ihren Bedürfnissen je neu stellt und sich ihre Wahrheit sagen lässt, verheißt Lebenssteigerung und Lebenserfüllung.

 

1.3 Wahrheit wahrnehmen

Weisheit wächst aus der Überzeugung, daß in der Wahrnehmung der realen Welt und ihrer Dynamik die Möglichkeit liegt, Wahrheit zu erkennen, und daß die Wahrheit uns wirklich offen steht. Wahrheit ist keine Verschlusssache, zu der nur die Gelehrten Zugang haben, sondern sie ist unverborgen (griech.: a-lētheia), liegt offen zutage. Das Problem besteht nicht darin, daß wir sie nicht finden können, sondern uns nicht klar ist, welches Denken der Wahrheit gemäß ist. Für die Bibel gehört dieses Denken nicht zur elementaren Ausstattung des Menschen. Sie ist eine Gabe Gottes für den, der sich auf Gottes Wegbegleitung einlässt.

 

Nach seiner Thronbesteigung fordert Gott König Salomon im Traum dazu auf, für seine neue Aufgabe eine Bitte zu äußern, die er Salomon gewähren solle. Salomon bittet als junger Herrscher im Anblick seines großen Volkes nur um eines: „Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht.“ Gott erfüllte ihm die Bitte: „Sieh, ich gebe dir ein so weises und verständiges Herz, daß keiner vor dir war und keiner nach dir kommen wird, der dir gleicht.“ (1 Kön 3,4-15, Zitate 9 und 12). Salomon stellt das hörende Herz sogleich unter Beweis, als er über die wirkliche Mutter eines Kindes zu entscheiden hatte. Sein „salomonisches Urteil“ beruht auf der Einsicht in das, was Mutterschaft konkret ausmacht (1 Kön 3,16-28). Denn die Wahrheit ist immer konkret.

 

Der Weise wünscht sich nicht die Verfügungskraft über die Dinge der Welt, durch die er souverän alles für die von ihm selbst gesetzten Zwecke nutzen kann. Immanuel Kant hat solche Verfügung über die Natur in der Wissenschaft mit der These begründet: „Der Verstand schöpft seine Gesetze (a priori) nicht aus der Natur, sondern schreibt sie dieser vor.“[5] Seine Vernunftkritik führte ihn zu der Erkenntnis, „daß die oberste Gesetzgebung der Natur in uns selbst, d.i. in unserem Verstande liegen müsse, und daß wir die allgemeinen Gesetze derselben nicht von der Natur vermittelst der Erfahrung, sondern umgekehrt die Natur, ihrer allgemeinen Gesetzmäßigkeit nach, bloß aus den in unserer Sinnlichkeit und dem Verstande liegenden Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung suchen müssen.“[6] Dieser Vernunftbegriff ist auf Macht ausgelegt: Es geht allein um das Machenkönnen all dessen, was sich der Mensch zum Ziel setzt. So tendiert Vernunft auf Absolutheit des Menschen.

 

Was der Weise sich wünscht, ist ein hörendes Herz. Es geht um eine Vernunft, die sich aus sich heraus offenhält für eine Wahrheit, die ihr entgegenkommt und sie in dem Maße zu vernehmen versteht, wie sie sich von der Wirklichkeit ansprechen lässt. Die Wahrheit kommt dem Menschen aus der Welt entgegen und spricht ihn an und es kommt darauf an, auf die Wahrheit zu hören, sich etwas sagen zu lassen. Diese rezeptive Einstellung hat nichts zu tun mit Passivität, in der die Vernunft sich nur den Erfahrungen überlässt. Vielmehr sieht sich das Denken im Dialog mit der Wirklichkeit  und gibt Antwort auf das Begegnende. Das einsichtige Begreifen der Zusammenhänge ist eine angespannte Tätigkeit des Denkens, in dem die eigenen Bedürfnisse und Notwendigkeiten mit dem ausgependelt werden, das mit seinem eigenen Anspruch auf uns zukommt. Kritik ist sehr wohl Strukturmoment dieses Denkens.

 

Der entscheidende Akt von Weisheit liegt im Empfangen. In der Art und Weise, wie ich empfange, anerkenne ich die eigene Würde dessen, der mir etwas gibt, und lege ihn nicht auf meine Zweckbestimmung fest. Der Weisheit liegt darum auch ein anderes Verhältnis zu den Dingen zugrunde: Es ist kein Berechnen und Festlegen auf Funktionen, sondern grundlegend ist der Zirkel der Gegenseitigkeit, auf den ich mich einlasse – ein Geben und Nehmen. Dieser Weg ist insofern den Menschen gemäßer als das machtbewusste Verfügenwollen, als er mit der Gewissheit der Endlichkeit begangen wird. Dieser Denkansatz geht davon aus, daß erst der vertrauende Umgang mit den Dingen ein verlässliches Wissen gewinnen lässt. Es ist darum weise, sich nicht als Herr über die Dinge aufzuspielen, sondern „den Dingen ihr zuletzt doch immer rätselhaftes Wesen zu lassen, und das hieße, ihnen Raum zu geben, selbst aktiv zu werden, um durch ihre Sprache den Menschen zurechtzubringen“.[7] Der Hinfälligkeit der Existenz steht der Geist der Weisheit gegenüber, der immer neu schöpferisch tätig werden kann, um das Erfahrene zu integrieren und sich selbst im Kontext seiner Erfahrungen wahrzunehmen. Es ist dann Sache der persönlichen Entscheidung, wie man mit den Erfahrungen umgeht, ohne sich selbst zu zerstören.

 

 

2. Achtsamkeit als Anfang der Weisheit

Wie auf diese Weise Einsicht zustande kommt, bleibt letztlich im Dunkeln: Sie ist intuitiver Art, nicht oft mit klaren Argumenten zu erfassen. Jedoch beruht sie auf einer Voraussetzung: auf der Achtsamkeit, und dies ist eine hellwache Vernunft, die ohne Vorurteile, ohne Voreingenommenheit, ohne Eigeninteressen allen Zusammenhängen nachgeht und sie zu einer Gesamtansicht zu integrieren sucht.

 

 

 

2.1 Wahrnehmung des Konkreten

Ihren Anfang nimmt die Weisheit in der Aufmerksamkeit für den Anspruch konkreter Lebenssituationen. Der Lebenspraxis entsprechen nicht abstrakte Appelle, erst in der Wahrneh­mung des Konkreten scheint auf, was nötig ist. Ein wesentliches Moment im Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10, 30‑35) ist ja die Fähig­keit, auf den andern sein Augenmerk zu richten, ihn in seiner konkreten Situation und Bedürftigkeit wahrzunehmen. Man kann sehen und doch nicht wahrnehmen wie der Priester und der Levit. Wirklich wahrnehmen kann man etwas nur mit dem Herzen wie der Mann aus Samaria. Er weiß dann auch, was notwendig ist. Darin realisiert sich zuerst die Nächstenlie­be, daraus ergibt sich das konkret Notwendige, nicht umgekehrt. Der Anfang des Erkennens liegt in der Sinneswahrnehmung. Für das Menschsein ist darum der Impuls von Simone Weil wichtig: „Obwohl man dies heutzutage nicht zu wissen scheint, ist die Ausbildung des Vermögens zur Achtsamkeit dennoch das wahre Ziel des Studiums und beinahe das Einzige, was den Unter­richt sinnvoll macht“[8]. Indem wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas richten, lernen wir es zu erfassen. Im Wahrnehmen bildet sich das Bewusstsein, insofern der Mensch in eine Sache hineingezogen wird. Wahr­nehmen meint ein Geschehen, in dem ich jemanden oder etwas auf mich zukommen, mich davon bewegen lasse. Wahrnehmung stiftet Teil­habe. "Wahrnehmend bin ich bei den Dingen, bin durch und durch in ih­re Wirklichkeit einbezogen, und nicht etwa nur zu ihr hin vermittelt“[9]. Das Acht habende Anschauen, Anhören, Betasten wird zu einem produk­tiven Vorgang, der die Kraft des inneren Sinnes stärkt und zwischen Innen und Außen einen Prozess des Passens auslöst.

 

2.2 Verwandlung des Denkens

Wahrnehmungen ermöglichen Mit‑empfinden und Mit‑leiden. Im Wahrnehmen gerät das Ich in ein Geschehen hinein, es entsteht eine reale Ver­bundenheit. Der andere Mensch wird zum Nächsten. das andere Lebe­wesen fordert Achtung ab, weil ich seines Eigenlebens gewahr werde. Aufmerksamkeit hebt jede Art der Objektivation und damit der Funkti­onalisierung auf, weil mir das Anderssein der Menschen, der Lebewesen, der Dinge ansichtig wird. „Sieh hin und du weißt“, das unwidersprechliche Angerufenwer­den durch die Bedürftigkeit des andern ist für Hans Jonas der Anfang der Suche nach Wahrheit und des ethischen Sollens[10]. „Die Fülle der Nächstenliebe besteht einfach in der Fähigkeit, den Nächsten fragen zu können: »Welches Leiden quält dich? « Sie besteht in dem Bewusstsein, dass der Unglückliche existiert... als der Mensch, der völlig unseresglei­chen ist... Hierzu genügt es ‑ aber das ist zugleich auch unerlässlich, dass man versteht, einen gewissen Blick auf ihn zu richten“[11].

 

Achtsamkeit intendiert eine Hermeneutik, die den Anderen nicht mehr zum Objekt macht, sondern sich für seine konkrete Subjektivität interessiert und sie anerkennt. Damit geht eine Verwandlung unseres Denkens und Handelns einher, zu der wir uns erst noch durcharbeiten müssen. Unsere Beziehungen zu Anderen sind häufig auf Grund einer gewissen Angstbestimmtheit von eigenen Interessen motiviert. Man will den Anderen auskundschaften („Wissen ist Macht“, Francis Bacon), um ihn ins Kalkül des Handelns einzupassen, ihn zu assimilieren, vielleicht sogar zu beherrschen und zu unterwerfen: Die eigenen Vorstellungen sollen sich durchsetzen[12]. Eine ganz andere Optik öffnet sich, wenn die Beziehung auf die „Anerkennung der Anderen in ihrem Anderssein“[13] angelegt wird. Diese Hermeneutik stiftet Zusammenhänge: Die Bezie­hung geht nicht von der Bedrohung durch den Anderen aus, sondern von der Wahrnehmung seiner Verschiedenheit, die die eigene Optik bereichern kann. Sie verzichtet auf jede Form der Angleichung, sondern versucht die Perspektive des Anderen zu übernehmen. Motiviert ist sie davon, nicht den Anderen verändern zu wollen, sondern sich selbst. Der Zusammenhang verdichtet sich besonders dadurch, dass ich die Aner­kennung auch dann aufrechtzuerhalten fähig bin, wenn sie unbeant­wortet bleibt. Anerkennung ist keine Leistung, die ich einem Anderen gegenüber erbringe, sondern ich begegne dem Anderen so, wie ich bin als einer, die sich selbst akzeptiert und in der Beziehung authentisch er selbst bleiben will.

 

Jesu Wort von der Vergeltung (Mt 5,39) geht von dieser gewandelten Selbstanerkennung aus. Der Andere, der mich ge­schädigt hat, wird nicht zum Objekt fortgesetzter Aggression, die als übliche Reaktion erwartet wird, aber das Problem nicht löst. Ich trete ihm vielmehr entgegen, als ob er nicht aggressiv wäre, die Aggression nicht nötig hat, weil er von mir in seiner ihn bewegenden Problematik anerkannt wird. Ich bekunde damit, dass er zwar Unrecht tut, aber sein Ziel, mich in seinem aggressiven Handeln zu demütigen, um sich als stark erweisen zu können, nicht erreicht hat. Denn ich stehe zu mir selbst, lasse mich nicht aus der Bahn werfen. Das Hinhalten der anderen Wan­ge zeigt zugleich das Angebot an, einen anderen Weg des Miteinanders einzuschlagen.

 

Das Thema des Vortrags enthält zwei Problemkreise, denen wir uns in gleicher Weise zu stellen haben:

1. Worauf kommt es an, dass wir durch unser Denken und Handeln möglichst wenig am Entstehen von Unglück und an der Wirklichkeit des Bösen mitwirken?

2. Auf welche Weise können wir Unglück, das uns trifft, so bewältigen, dass Leben bewahrt und erneuert wird, eigenes und fremdes?

 

 

3. Dem Bösen den Weg abschneiden

Die Frage nach dem Warum und Woher des Übels bewegt die Menschen seit alters, eine klare Antwort gibt es nicht. Die Wirklichkeit des Übels können wir jedoch nicht wegbuchstabieren, aber ihr die Wege abschneiden. Die Deutungen des Übels als Strafe und Zuchtmittel Gottes hat die Bibel für obsolet erklärt, am deutlichsten Jesus selbst.

 

3.1 Das Böse als Herausforderung

Als sie einen Blindgeborenen trafen, fragten die Jünger Jesus: „Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst oder seine Eltern?“ Jesus antwortete: „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden.“ (Joh 9,1-3) Jesus sagt damit: Die Frage nach der Ursache des Unglücks führt zu nichts, es ist einfach da. Wir sollten das Geschehen anders betrachten. Hier und jetzt bietet sich die Chance, dass sich der Wille Gottes durchsetzt seine Augen wirklich geöffnet und dem Leben ein neuer Drive gegeben wird. Das gilt nicht erst in der angespannten Extremsituation, sondern hier und jetzt, im Alltag. Jesus fügt nämlich hinzu: „Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat“ (9,4). Wen wir nicht immer und zu jeder Zeit darauf bedacht sind, für das Gute zu sorgen, vergeht die Zeit sinnlos, und es kommt eines Tages die Erkenntnis, dass man nichts mehr tun kann.

 

Zur Weisheit gehört darum das klare Wissen, dass das Schlechte keine endgültige Wirklichkeit ist. Das Gute des Schlechten besteht nämlich darin, dass es uns herausfordert, in uns selbst immer neu das Gute zu suchen. Das Böse will uns verwirren, es will uns von dem Sinnen auf das Besserwerden herabziehen. Wir aktivieren aber gerade die Freiheit des Geistes und stellen sie unter Beweis, wenn wir ihm schon im Denken den Weg abschneiden. Dazu gehört Achtsamkeit auf sich selbst und auf das konkrete Geschehen.

 

3.2 Banalität des Bösen

In ihrem Bericht vom Prozess gegen den Nazi-Verbrecher Adolf Eichmann Anfang der 60er Jahre in Jerusalem sprach die Philosophin Hannah Arendt von der „Banalität des Bösen“, die in der gerichtlichen Untersuchung offenkundig wurde. Mit dieser Interpretation hat sie keineswegs die Verbrechen der Nazis bagatellisiert oder das Leid der Opfer geschmälert. Banal ist nicht das Grauen von Auschwitz. Banal sind die Verbrecher und woraus sich ihre Schandtaten entwickelten. Banal ist ihr Denken, weil sie nicht wissen, was sie tun. Eben darum geht es: zu wissen, was man tut, statt sich ohne jedes Nachdenken bestimmten Denkmustern und Emotionen zu überlassen, die letztlich das Böse befördern. Worauf wir achten müssen, das erzählt uns die Bibel in der Geschichte von Kain und Abel (Gen 4,1-15).

 

3.3 Zerstörerische Denkmechanismen

Das Problem beginnt sich bei der Erfahrung des Misserfolgs zu entwickeln. Im Opfer spiegelt sich die Erkenntnis und Anerkenntnis, dass Kain und Abel ihr Leben nicht sich selbst verdanken. Ein Opfer wird nämlich dem dargebracht, zu dem man sich in einer tragenden Beziehung erkennt und sie aufrechterhalten möchte. Kain macht aber die Erfahrung: Ihm gelingt nichts, er hat Misserfolg. Und das kommt bei ihm so an: Er fühlt sich nicht mehr anerkannt. Diese Erfahrung verschärft sich schmerzlich beim Blick auf den Anderen: Abel hat Ansehen, ihm gelingt die Arbeit. Das löst bei Kain Enttäuschung aus: Er ist der Benachteiligte. Das Konkurrenzdenken ist ein Muster, das menschliches Leben immer wieder prägt. Man könnte Konkurrenz als produktiven Ansporn erleben, aber bis heute und zwar noch in gesteigertem Maße wird aus der Konkurrenz Kampf um den Sieg über andere. Das ist so in kleinen und großen Gruppen, manchmal auch zwischen Partnern, bestimmt zwischen Völkern. Das Konkurrenzdenken hat an zahlreichen Stellen unserer Gesellschaft, auch in der Kirche, bereits solche Ausmaße angenommen, dass eine selbstverständliche Kollegialität und Kooperation ausgeschlossen ist. Der wahrgenommene Unterschied deckt freilich die Denkmuster auf, die uns bestimmen, und stimuliert die Emotionen. Unterlegene zeigen zwei unterschiedliche Reaktionen, die auf das Gleiche hinauslaufen:

a) Der eine wendet den Zorn gegen sich selbst und macht daraus eine Selbstkränkung, insofern er sich gering geschätzt empfindet. Indem er alles in sich hineinfrisst - wenn auch mit einem ständigen Kontrollblick auf den anderen -, schwächt er das eigene Innere und wird immer weniger zu einer konstruktiven Haltung fähig. Die Autoaggression zerstört zunehmend die innere Lebenskraft.

b) Der andere verfährt wie Kain, der die Ursache seines Unglücks allein in der Existenz des anderen sucht. Er verspricht sich, alles zum Guten zu wenden, indem er sich an seinem Gegner schadlos hält oder ihn aus dem Weg räumt. Seine Verfahrensweise nenne ich hydraulisches Denken, dessen Struktur ein namentlich unbekannter Philosoph (Anonymus Iamblichi) der Antike so formuliert hat: „Die Menschen tun sich schwer, einander Ehre zu erweisen, weil sie befürchten, ihnen selbst würde dabei etwas weggenommen werden.“

In beiden Fällen sind es nicht die äußeren Tatbestände, die das Unglück herbeiführen, sondern das Fixiertsein auf ausgeprägte Denkmuster, der Eigensinn oder die Verstockung. Jeder kann es ändern, dass ihn ein Vorgang belastet. Es liegt allein daran, dass ich mich selbst hochschätze, unabhängig von äußeren Dingen. Dadurch habe ich es weder nötig, mich am anderen schadlos zu halten, noch in Depression zu verfallen. Die Erwartung, von anderen hochgeschätzt zu werden, ist bereits der Anfang des Misserfolgs. Ich kann wahrnehmen, dass in den Gefühlen immer bestimmte negative Gedanken stecken, die zu einem Bild von mir selbst werden, aus dem ich dann auch lebe. Es sind meine Gedanken, auch wenn andere sie in mir jetzt oder früher erweckt und ausgebaut haben. Es ist ein schwerwiegender Vorgang von unabsehbaren Folgen, wenn ein Vater oder eine Mutter Sohn oder Tochter zu Nichtsnutzen erklärt und jede Unterstützung versagt. Solche Botschaften setzen sich immer im Inneren fest, das Kind hat keine andere Chance, als sich auch so zu empfinden. - Trotzdem kann es anders gehen.

Beide Reaktionen führen zu dem, was sich jetzt bei Kain abspielt: Es packt ihn die Wut und er kann den anderen nicht mehr anschauen. Die Aggression erwacht und die zwischenmenschliche Beziehung ist schwer gestört. Das ist bei allen Menschen so - immer uns überall.

 

3.4 Lösungsweg

Die Geringschätzung seiner selbst und anderer Menschen stiftet Konflikte von unabsehbarer Wirkung. An dieser Stelle bringt die biblische Erzählung die Weisheit ins Spiel, die allein das Übel besiegt. Die Anrede Gottes an Kain in V. 6 wiederholt in Frageform die Aussagen über die Reaktion des Kain: Warum überläuft es dich heiß und warum senkt sich dein Blick? Gottes Fragen klingen wie eine psychische Spiegelung desen, was mit Kain vor sich geht. Gott gält ihm den Spiegel vor, damit er sich selbst wahrnehme und erkenne. Er verurteilt Kain nicht -Gefühle darf man schließlich haben- , sondern fordert ihn auf, den Blick von außen nach ihnen zu wenden, innezuhalten und über sich selbst nachzudenken. Die Erzählung geht davon aus - und darin besteht die Weisheit -, dass der Mensch kraft seiner Vernunft in sich selbst einen Unterschied zu machen versteht: Der Mensch muss eine tiefe Beziehung zu seinem Inneren haben und zu seinem eigenen Fühlen und Denken in Distanz treten. Gott spricht Kain, d.h. uns allen, die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis zu. Es besteht immer die Möglichkeit zur Selbstbesinnung; sie ist der hervorragende Ausdruck von Freiheit. Sie ist sogar notwendig, damit wir uns nicht selbst auf die Situation des Benachteiligtseins fixieren wie Tiere, die durch ihren Instinkt auf bestimmte Reaktionen determiniert sind. Gott macht ihn sogar auf die Gefahr aufmerksam, dass er jetzt von dem erwachenden Trieb wie von einem Dämon beherrscht werden, die Übersicht verlieren, sich absolut auf die momentane Situation fixieren könnte. Gott macht ihn auf seine Emotionsdynamik aufmerksam und ermutigt ihn zur Selbstkorrektur. „Du aber sollst über sie herrschen“, d.h. Gott spricht dem Menschen die Fähigkeit zu, in der Reflexion auf sich selbst seine eigene Trieb- und Emotionsdynamik, die zu seiner Lebendigkeit wesentlich dazugehört, zu ordnen, zu kanalisieren, zu sublimieren. Von Unterdrückung ist nicht die Rede, sondern von Steuerung.

Aber: Die zerstörerischen Tendenzen setzen sich durch. Denn die Fähigkeit zur Selbstbesinnung und zur Einsicht in die eigene Emotionsdynamik ist nicht ausgebildet - und das ist bis heute so. Der Mensch könnte stolz sein über die Fähigkeit der Selbsterkenntnis. Aber der Starrsinn der unbedingten Selbstbehauptung verweigert das Nachdenken über andere Möglichkeiten der Konfliktlösung und macht zur Selbstkorrektur unfähig. Dadurch kommt es zum Bösen und zwar immer aufs Neue. In seiner Fixierung auf die von außen her ausgelöste Dynamik, die keinen Bezug zum eigenen Selbst und den Möglichkeiten des Selbst gewinnen lässt, wird er selbstherrlich. Der Mord ist nichts anderes als die Kompensation des Misserfolgs zu Lasten eines anderen bzw. anderer, indem sich Kain auf perverse Weise unendliche/endgültige Anerkennung verschaffen will durch eine unwiderrufliche Tat; in ihr will er sich als Herr über das Leben selbst erleben.

Die Überwindung des Bösen nur möglich durch die Selbsterkenntnis, die den Kern der Weisheit ausmacht. An ihre Stelle kann weder Wissenschaft noch Politik treten. Das Verstandesdenken braucht die Selbsterkenntnis, die in jedem Menschen wachsen muss, als Gegenpol. Ihre Bedeutung hat der Kirchenvater Augustinus mehrfach betont: „Vor dem Wissen um die irdischen und himmlischen Dinge pflegen die Menschen eine große Achtung zu haben. Dabei sind wahrlich diejenigen besser dran, die diesem Wissen das Wissen um sich selbst vorziehen, und preiswürdiger ist ein Geist, dem die eigene Urkraft bekannt ist, als einer, der, von ihr nichts wissend, die Bahnen der Gestirne durchschreitet, um sie kennen zu lernen oder um das schon erworbene Wissen zu sichern, und dabei die Wege nicht kennt, die er beschreiten muss, um zu Heil und Kraft zu kommen.“[14]

 

3.5 Früchte der Selbsterkenntnis

Selbsterkenntnis bedeutet, dass ich einen tragenden Bezug zu mir selbst habe, mich selbst annehme, wie ich bin, und aus der Übereinstimmung mit mir selbst die äußeren Erfahrungen und eigenen Gedanken und Gefühle verarbeiten und verändern kann. Das Problem des modernen Menschen besteht freilich darin, dass er sich zu meist mit dem befasst, was er hat (Besitz, Stellung und öffentliche Anerkennung), und nicht mit dem, was er ist. Der frühchristliche Mönchsvater Evagrius Ponticus hat die Perspektive, die wir aus der Selbsterkenntnis gewinnen können, so ausgedrückt: „Die Nächstenliebe wendet sich jedem Bild Gottes (= jedem Menschen) zu, wie wenn es seinem Urbild ganz ähnlich wäre, ganz gleich wie sehr auch die Dämonen[15] sich mühen, es zu verunstalten.“ Diese Denkweise verändert auch die Beziehung zu anderen Menschen: „Man kann nicht alle Menschen in gleichem Maße lieben. Es ist aber möglich, frei von leidenschaftlichen Regungen, wie Unmut und Groll, sich allen verbunden zu fühlen.“[16] Aus diesem Denken heraus können konstruktive Verhaltensweisen entstehen.

a) Die Ursache des Konkurrenzdenkens ist die Ungleichheit der Menschen. In bestimmten Situationen (wie bei Kain und Abel) entsteht daraus destruktiver Neid, wenn die Selbstwertschätzung von äußeren Bedingungen im Vergleich zu anderen abhängig gemacht wird. Dass Neidgefühle entstehen, ist nicht das Problem. Aber der Umgang mit diesen Gefühlen und damit auch mit anderen Menschen lässt sich sehr wohl konstruktive regeln. Der Philosoph Plutarch weiß um die Zerstörungskraft des Neides in privaten Häusern und zwischen Staaten. Seine pragmatische Empfehlung besteht darin: „Dem irgendworin überlegenen Bruder sollte man raten: 1. an allem, worin er hervorzuragen scheint, die Brüder teilnehmen zu lassen, indem er sie in den Glanz seines Namens einbezieht, sie bei seinen Freunden einführt und sie, wenn er ein besserer Redner ist, von seinen Erfolgen so profitieren lässt, dass sie nicht weniger davon haben als er selbst, 2. sich nicht üppig und hochmütig aufführen, sondern eher durch bescheidenes Auftreten und Anpassung an ihre Gefühlslagen seinen Vorsprung nicht zur Quelle von Missgunst zu machen, vielmehr die Ungleichheiten der verglichenen Glücksumstände nach Möglichkeit einzuebnen durch Mäßigung des Stolzes.“[17] Jeder kann sich auf eigene Weise in seinem eigenen Bereich profilieren; dadurch entsteht große Vielfalt unter den Menschen, die immer Achtung verdient. Den anderen herabsetzen, geht immer einher mit einer geringen Selbstwertschätzung. Konkurrenz wird in dem Maße fruchtbar, wie ich vom anderen zu lernen bereit bin, sozusagen aus der Beziehung zum anderen in mir selbst Ressourcen entdecke. Der Lyriker Paul Celan formuliert es so: „Ich bin am meisten ich, wenn ich du bin.“[18]

b) Wenn sich (gewollt oder ungewollt) Unrecht ergibt und man die Feindschaft durch Rache weitertreibt, entsteht nichts Neues. Einer solche Situation bietet jedoch die Chance, auf die das Wort von Paulus abhebt:  „Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen, wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken; tust du das, dann sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt.[19] Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!“ (Röm 12,20-21) Es gilt, auf allen Ebenen alles dafür zu tun, dass die Spirale des Hasses und der Erniedrigung unterbrochen wird. Nur die geübte Selbsterkenntnis lässt so viel Spannkraft zu, dass sich Feindschaft in ein freundliches Miteinander verwandelt. Ein schwaches Herz, sagt Plutarch, braucht einen eisernen Panzer um sich. Stark dagegen ist der, die mit seinem Feind fühlt, wenn er am Boden liegt, zugreift, wenn er darum bittet, die Rache unterlässt, obwohl Gelegenheit dazu ist.

c) Eine besondere Bedeutung hat die Heilkraft der guten Worte. Wenn Sprache nur Information wäre, könnte man sie komplett durch technische Zeichen ersetzen. In Wahrheit schafft Sprache Wirklichkeit, auch wenn sie angeblich nur informiert. Das heißt: Sprache kann auch das Üble in der Welt abbauen, wenn sie die Beziehungen zwischen den Menschen zum Guten wendet. Das Buch der Sprüche weiß um die Weisheit von Sprache und die Heilkraft des guten Wortes:

-         „Mancher Leute Gerede verletzt wie Schwertstiche, die Zunge des Weisen bringt Heilung. (Spr 12,18)

-         Wer Böses sinnt, betrügt sich selbst, wer heilsamen Rat gibt, erntet Freude. (Spr 12,20)

-         Kummer im Herzen bedrückt den Menschen, ein gutes Wort aber heitert ich auf. (Spr 12,25)

-         Eine sanfte Antwort dämpft die Erregung, eine kränkende Rede reizt zum Zorn. (Spr 15,1)

-         Eine sanfte Zunge ist ein Lebensbaum, eine falsche Zunge bricht das Herz. (Spr 15,4)

-         Jeden freut es, wenn er kluge Antwort geben kann, und wie gut ist doch ein Wort zur rechten Zeit. (Spr 15,23)

-         Wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen ist ein Wort, gesprochen zur rechten Zeit. (Spr 25,11)

-         Halte zur rechten Zeit dein Wort nicht zurück, verbirg deine Weisheit nicht. (Spr 4,23)

Zu solchen Worten ist man nur fähig, wenn nicht das rationale Kalkül, sondern die Weisheit des Herzens, die Kraft des Selbst das Miteinander bestimmt.

 

 

4. Verwandlung des Denkens

Weisheit zeigt sich darin, dass wir das Denken ändern können, wo es dem Gelingen des eigenen Lebens und des Zusammenlebens im Wege steht. Aus seiner psychotherapeutischen Erfahrung hat Albert Ellis einmal solche irrationale Ideen bei seinen Patienten zusammengestellt, die zu psychischen Störungen und destruktivem Verhalten führten. In der Selbsterkenntnis kann es gelingen sie zu konstruktiven Ideen zu verwandeln. Um die Selbsterkenntnis anzuregen, seinen hier einige wichtige Denkmuster und Glaubenssätze  und ihre Veränderung in die konstruktive Richtung vorgestellt.

 

1. Ich muss unbedingt in allen Handlungen und von allen geliebt werden (oder: von einer bestimmten Person/bestimmten Personen geliebt werden).

- Ich liebe und achte mich selbst. Statt geliebt werden zu wollen, konzentriere ich mich darauf, wo und wie ich Liebe geben kann; Liebe zu geben ist wichtiger als Liebe zu fordern (Richtungsänderung!). Ich bin bescheiden, indem ich nicht etwas von anderen fordere (und mein Selbstwertgefühl von der Zuneigung anderer abhängig mache), sondern selbst handle und mich darum bemühe, konkrete Ziele zu erreichen.

 

2. Bestimmte Handlungen sind böse und müssen bestraft werden.

- Ich betrachte Handlungen anderer nicht von vornherein als böse und antisozial und sehe die Handelnden nicht als dumm, unwissend oder neurotisch an, sondern baue einen anderen Zusammenhang der Interpretation auf. Statt aggressiv zu reagieren wende ich mich ihnen positiv zu und betrachte ihre Handlungen nach dem Maßstab, ob sie angemessen / unangemessen oder sozial / asozial oder nützlich / schädlich sind.

 

3. Es ist entsetzlich, wenn die Dinge nicht so sind, wie man es gerne hätte.

- Ich wechsle von der passiven Forderung zum aktiven Handeln; ich versuche zu ändern, was ich ändern kann, und die Abläufe bewusster zu kontrollieren. Falls dies nicht möglich ist, akzeptiere ich sie zeitweilig. Aber ich verzichte auf jede Art von Perfektion.

 

4. Menschliches Elend ist von außen verursacht und Lebensbedingungen werden aufgezwungen.

- Ob ein Ereignis emotionale Störungen verursacht, hängt nicht an äußeren Ursachen, sondern entsteht durch meine Sicht der Dinge. Ich kann meinen Standort wechseln, indem ich hinsichtlich des Ereignisses aus der (passiven) Sicht des Opfers heraustrete und die (aktive) Sicht des Täters einnehme (= Verantwortungswechsel).

 

5. Man muss sich furchtbar aufregen, wenn etwas gefährlich oder beängstigend sein könnte.

- Statt Erregung aufzubauen und sie immer wieder zu »mobilisieren«, kann ich tun, was mir möglich ist, bzw. die Situation akzeptieren, wenn sie nicht verändert werden kann.

 

6. Es ist leichter, Schwierigkeiten und Verpflichtungen zu vermeiden als sie anzupacken und zu erfüllen.

- Auf Dauer ist der leichte Weg der schwerere. Die Anzahl der Dinge, die ich vermeide, wächst mit der Zeit an; erledigte Aufgaben dagegen löschen sich.

 

7. Ich brauche etwas anderes oder Stärkeres oder Größeres, auf das ich mich verlassen kann.

- Es ist besser, die Risiken des unabhängigen Denkens und Handelns auf sich zu nehmen und sich um Selbständigkeit zu bemühen, als in der Abhängigkeit zu verharren.

 

8. Ich sollte in allen Bereichen äußerst kompetent, intelligent und erfolgreich (perfekt!) sein.

- Es ist besser, etwas gut zu tun, statt es gut tun zu müssen, eine Sache anzupacken, indem man sich der Möglichkeit des Irrtums aussetzt, statt um jeden Preis perfekt sein müssen (=Zwang). Es ist besser, sich als menschliches Wesen mit Grenzen und Schwäche zu akzeptieren (Selbstannahme) als mit »Gott« zu konkurrieren.

 

9. Die Vergangenheit beeinflusst das Leben.

- Ich gehe davon aus, dass ich aus der Vergangenheit lernen kann und die Freiheit habe, mich von ihr zu lösen.

 

10. Ich muss immer sichere und perfekte Kontrolle über alles, was mich betrifft, haben.

- Ich akzeptiere, dass die Welt voller Zufälle und Wahrscheinlichkeiten ist und man über weite Strecken trotzdem das Leben genießen kann.

 

11. Menschliches Glück kann über Trägheit und Inaktivität erreicht werden.

- Es gilt zu begreifen, dass Menschen dann am glücklichsten sind, wenn sie in kreativen Zielen aufgehen oder sich anderen Menschen und Aufgaben widmen.

 

12. Ich habe keine Kontrolle über meine Gefühle und kann nichts dafür, bestimmte Dinge zu fühlen.

- Ich arbeite an mir und bekomme Kontrolle über mich, indem ich die unwissenschaftlichen Hypothesen verändere, die ich benutze, um mir die destruktiven Gefühle zu schaffen.

 

 

5. Bewältigung des Leidens

Etwas anderes ist es, im Betroffensein vom Unglück das Leiden so zu bewältigen, dass nicht noch mehr Leiden entsteht, sondern das Leben bewahrt und erneuert wird, eigenes und fremdes. Zu diesem Problem helfen uns zahlreiche Hinweise weiser Menschen weiter. Sie sollen selbst zu Wort kommen.5.1 Durch Leiden lernen

Der Philosoph Hans Georg Gadamer holt die Weisheit des griechischen Denkens ein, wenn er schreibt: „Aischylos hat die Formel gefunden, oder besser in ihrer metaphysischen Bedeutung erkannt, die die innere Geschichtlichkeit der Erfahrung aussagt: Durch Leiden lernen.... Diese Formel meint nicht nur, dass wir durch Schaden klug werden und die richtigere Erkenntnis der Dinge erst durch Täuschung und Enttäuschung erwerben müssen. So verstanden dürfte die Formel so alt sein wie die menschliche Erfahrung selbst. Aber Aischylos meint mehr. Er meint den Grund dafür, warum es so ist. Was der Mensch durch Leiden lernen soll, ist nicht dieses oder jenes, sondern ist die Einsicht in die Grenzen des Menschseins, die Einsicht in die Unaufhebbarkeit der Grenze zum Göttlichen hin. Es ist am Ende eine religiöse Erkenntnis – diejenige Erkenntnis, aus der Geburt der griechischen Tragödie erfolgt ist. Erfahrung ist also Erfahrung der menschlichen Endlichkeit. Erfahren im eigentlichen Sinne ist, wer ihrer inne ist, wer weiß, dass er der Zeit und der Zukunft nicht Herr ist. Der Erfahrene nämlich kennt die Grenze alles Voraussehens und die Unsicherheit aller Pläne. In ihm vollendet sich der Wahrheitswert der Erfahrung... Die Erfahrung lehrt, Wirkliches anzuerkennen. Erkennen, was ist, ist so das eigentliche Ergebnis aller Erfahrung, wie alles Wissenwollen überhaupt. Aber was ist, ist hier nicht dieses oder jenes, sondern das, „was nicht mehr umzustoßen ist“ (Ranke).[20]Der Dichter Bernt von Heiseler hat sich selbst einen solchen Leitgedanken ins Herz geschrieben:

„Ad me ipsum[21]

Den Schmerz, der anklopft, lass ihn ein –

Was hülfe Furcht und Flucht?

Lass ihn das Kind im Hause sein,

Dann wurzelt er und wohnt sich ein

Und lohnt mit guter Frucht.“[22]

Dieses Erkennen ist ein Anerkennen, das in der ganzen Tiefe und Breite nur aus dem Selbst kommen kann. Den Verstand hat hier längst, wie man sagen könnte, „seinen Geist aufgegeben.“

 

5.2 Wille zum Sinn

Für den Logotherapeuten Viktor E. Frankl ist der „Wille zum Sinn“ eine Überlebensquelle. „Im Menschen werden Energien freigesetzt, sobald und solange man um ein Wozu weiß. Die Frage Wozu wird aber nicht von außen her beantwortet, sondern aus dem Innersten – sofern ich die Einkehr in mich selbst gelernt habe. Diese Kräfte können wir für die Gesundheit und für die Überwindung von seelischen Barrieren nutzen. Insofern sich durch den Schmerz wirklich Neues auftut, lässt sich auch vom Sinn des Leidens sprechen: Es tritt aus der Dumpfheit der Gefühle heraus, durchbricht die Grenze der Person und führt das Bewusstsein zur Teilhabe am Ganzen, an der Lebensgemeinschaft, an einem höheren Gut. Der Schmerz hat niemals einen Sinn in sich. Sinn vermögen wir in einem sinnlosen Schmerz nur zu entdecken, wenn wir uns in vollem Umfang in der Solidarität mit dem Leben erkennen und ihm einen Sinn geben. Leiden ist für sich genommen sinnlos, wenn sich nichts ändert und wir selber bleiben, wie wir waren. Leiden kann aber sinnvoll werden, wenn wir uns selbst ändern. Feststellen lässt sich dies freilich nur im Nachhinein.

Flucht aus dem Schmerzempfinden, Resignation, Heroismus, Apathie oder rationale Rechtfertigung führen nicht zum Sinn, weil sie den Schmerz gar nicht in seinem Wesen wahrhaben. Nur in der Gelassenheit erwacht die Person zu sich selbst und empfängt den Sinn – freilich nur, insofern die Gelassenheit zu einer eingeübten Lebensform geworden ist. Für Martin Heidegger verbindet sich die Gelassenheit mit der „Offenheit für das Geheimnis“: Gelassenheit und Offenheit für das Geheimnis „gewähren uns die Möglichkeit, uns auf eine andere Weise (sc. als im rechnenden Planen und Erfinden) in der Welt aufzuhalten. Sie versprechen uns einen neuen Grund und Boden, auf dem wir innerhalb der technischen Welt, und ungefährdet durch sie, stehen und bestehen können.“[23]

 

5.3 Sich schuldig fühlen

Wo Menschen vom Unglück betroffen sind, stellen sich Schuldgefühle ein - obwohl es keinen feststellbaren Zusammenhang zwischen dem eigenen Tun und dem Unglück gibt. Im Grunde ist dies eine spontane Reaktion der Seele, die in ihren Grund in der seelischen Verbundenheit mit anderen Menschen hat. Eine nicht eingelöste Verantwortung, die wir füreinander empfinden, meldet sich und ruft die Schuldgefühle hervor. Für sich sind sie aber nichts anderes als die Erfahrung, sich selbst oder einem anderen etwas schuld geblieben zu sein. Der Grund dafür liegt in der eigenen Begrenztheit, die angesichts schlimmer Ereignisse als Ohnmacht erlebt wird. Das Schuldgefühl ist realistisch, aber es berechtigt nicht zu Selbstvorwürfen, Selbsterniedrigungen und Selbstbestrafungen. Der einzig sinnvolle Weg ist das Eingeständnis: Ich kann hier nichts tun. Schuldgefühle sind daher erst recht Anlässe, sich selbst in seinem Sosein anzunehmen. Ich muß aufhören, mich selbst herabzusetzen und die Realität im vollen Umfang anerkennen. Jedenfalls darf es nicht passieren, dass man das Unglück zum roten Faden der eigenen Lebensplanung macht: Damit setzt man das Unglück nur fort. Etwas anderes ist dabei besonders wichtig.

 

5.4 An das Gute und Schöne denken

Offenkundig tun wir uns sehr schwer, eingefahrene Denkweisen zu verändern. Der Stoiker Epiktet rät deshalb dazu, immer wieder innezuhalten und auf das eigene Denken zu schauen:

„Zuerst lass dich nicht durch die Vorstellung fortreißen, sondern sage zu dir selbst: Warte ein wenig auf mich, Vorstellung, ich möchte sehen, wer du bist und worum es sich handelt; ich will dich erst prüfen! Und dann lass sie nicht weiterschweifen und sich alles ausmalen, denn sonst reißt sie dich mit fort, wohin sie will. Vielmehr setze ihr eine andere, schöne und edle Vorstellung entgegen und treibe die schmutzige hinaus. Und wenn du dich daran gewöhnt hast, dich so zu üben, dann wirst du sehen, was für Arme du bekommst, was für Sehnen und was für eine Spannkraft“[24].

 

Die Seele als „Kraft des Anfangs“ vermag schöne und edle Vorstellungen hervorzurufen, wenn in ihr die Selbstwertschätzung und die Fähigkeit zu inneren Unterscheidungen wirksam ist. Die gleiche Absicht verfolgt ein Ratschlag aus der Tradition des arabischen Sufismus:

„Schreibe das Unrecht, das man dir antut, in den Sand, doch schreibe das Gute, das dir widerfährt auf marmorne Tafeln. Lass alle Gefühle wie Groll und den Wunsch nach Vergeltung fahren, sie schwächen dich nur, doch halte fest an Gefühlen wie Dankbarkeit und Freude, die dich stärken.“[25]

 

Noch deutlicher drückt es der Platoniker Plutarch aus: „Für die Ruhe unseres Gemütes ist es heilsam und förderlich, wenn wir, vom Unglück wider Erwarten überrascht, nicht vergessen, wie viel Angenehmes und Schönes wir wirklich besitzen... Die Gedanken aber richten wir immer nur auf das Unglück, reißen sie sogar mit Gewalt von fröhlichen Dingen ab und zwingen sie, bei Widrigem zu verweilen... Wie viele gehen an den Annehmlichkeiten und Köstlichkeiten vorüber und eilen dem Verdrießlichen und Widerwärtigen nach... Ja, es ist unsinnig, hinter dem Verlorenen herzutrauern, statt sich über das, was noch da ist, zu freuen.... Die Menschen wollen, wenn sie einmal in die Gedanken an ihr Unglück versunken sind, sich nicht wieder darauf freimachen, um zur Besinnung zu kommen. Man muss aber in der Seele wie bei den Farben auf einem Gemälde das Heitere und Leuchtende in den Vordergrund rücken und das Finstere dahinter verstecken und zurückdrängen; es ganz fortzuwischen und aus der Welt zu schaffen, ist ja nicht möglich nach dem Spruch von der „gegeneinander strebenden Vereinigung des Weltalls, die der von Leier und Bogen gleicht“.[26] Es gibt im menschlichen Leben nichts Reines und Einfaches...“[27]

 

Eine wichtige Hilfe ist es deshalb auch, in seinem Alltag für das Schöne zu sorgen, angefangen von der Kleidung über die Gestaltung des Wohnraums, die Formen der Begegnung mit anderen bis zur Beschäftigung mit der Kunst in ihren zahlreichen Ausdrucksformen.

 

 

Schluss

Weisheit ist dort notwendig, wo uns das Unverfügbare begegnet. Unverfügbar ist, was wir durch den Verstand nicht mehr erklären und regulieren können, uns aber im Herzen tief bewegt. Die Weisheit eröffnet jedoch einen Freiraum, den wir auch im Verstand ergreifen und konkretisieren können. Solche Weisheit, die Glück und Unglück, Leid und Freude einen Ort im Ganzen zuweist, erwächst vornehmlich aus der gelebten Religion, aus dem Glauben an einen Gott, der alles in allem ist. Gott wendet alles das zum Guten, was wir nicht begreifen können. Weisheit, eine Gabe des Heiligen Geistes, blendet das Unglück nicht aus, aber erkennt das Licht, das durch die Dunkelheit hindurch leuchtet, und ergreift es. Um die Gabe der Weisheit zu beten, ist darum eine lebenslange Aufgabe.
[1] Jörg Lau: Höhere Gewalt, in: DIE ZEIT Nr. 3, 2005.[2] Vgl. Gerhard von Rad: Weisheit in Israel. Neukirchen-Vluyn 1970.[3] Von Max Frisch gibt es das markante Diktum: Man soll einem anderen die Wahrheit nicht wie einen nassen Sack um die Ohren schlagen, sondern wie einen Mantel hinhalten, damit er selbst hineinschlüpfen kann. [4] Sophokles: Antigone Vv. 1023-1028.[5] Immanuel Kant: Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik die als Wissenschaft wird auftreten können A 113.[6] Ebd., A 112. Bereits in seiner vorkritischen Schrift „Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels“ hatte Kant das Programm der alles machenden Naturwissenschaft verkündet: „Mich dünkt, man könne hier in gewissem Verstande ohne Vermessenheit sagen: Gebet mit Materie, ich will eine Welt daraus bauen! Das ist, gebet mir Materie, ich will euch zeigen, wie eine Welt daraus entstehen soll.“ (A XXXIV)[7] Gerhard von Rad: Weisheit in Israel. Neukirchen-Vluyn 1970, 404 f.[8] Das Unglück und die Gottesliebe.  München 1961, 95.[9] Heinrich Rombach: Phänomenologie des modernen Bewusstsein., Frei­burg/München 1980, 205.[10] Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologi­sche Zivilisation. Frankfurt am Main 1979. bes. 234‑236.[11] Simone Weil: Das Unglück und die Gottesliebe, 108.[12] Johann Baptist Metz charakterisiert diese Form der Wahrnehmung als „Beherrschungshermeneutik“ (So viele Antlitze, so viele Fragen, in: ders./Hans Egon Bahr: Augen für die Anderen, München 1991, 11‑61, hier 60). [13] Johann Baptist Metz: Im Aufbruch zu einer kulturell polyzentrischen Weltkirche, in: Franz‑Xaver Kaufmann/ders., Zukunftsfähigkeit. Such­bewegungen im Christentum, Freiburg 1987, 93‑123, hier 118.[14] De trinitate - Über die Dreifaltigkeit IV 1, vgl. Confessiones - Bekenntnisse X 16,25.[15] Unter Dämonen sind geistig-seelische Kräfte zu verstehen, die den Menschen von seinem Selbst abbringen und zum Negativ-Zerstörerischen hinlenken. [16] Evagrius Ponticus: Praktikos Nr. 81. 89. 100. Evagrius Ponticus ist ein frühchristlicher Mönchsvater des 4. Jahrhunderts, dessen Spiritualität starken Einfluss auf alle Eremiten und Mönchsgemeinschaften hatte. [17] Plutarch: De fraterno amore - Über die Bruderliebe n. 12-13, in: Lebensklugkeit und Charakter. Aus den „Moralia“, hrsg. von Rudolf Schottlaender. Bremen 1983, 62-64.[18] Zitiert in: George Steiner: Der Meister und seine Schüler. München-Wien 2004, 14.[19] Vgl. Sirach 25, 21 f.[20] Hans Georg Gadamer, Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik, Mohr: Tübingen 21965, 339 f.[21] Ad me ipsum = An mich selbst.[22] Bernt von Heiseler, Gedichte, Bertelsmann: Gütersloh 1957. Bernt von Heiseler lebte von 1907-1969. Er gehörte zu den religiös bestimmten Dichtern der Nachkriegszeit wie Albrecht Goes, Werner Bergengruen, Gertrud von Le Fort.[23] Heidegger, Martin: Gelassenheit. Pfullingen: Neske 101992, 24.[24] Epiktet, Diatribe 2,18.[25] Quelle unbekannt.[26] Plutarch nimmt Bezug auf Heraklit.[27] Plutarch, Vo der Ruhe des Gemüts und andere philosophische Schriften, übertragen und eingeleitet von Bruno Snell, Zürich: Artemis 1948.

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